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Die Konflikte und Krisen in dieser Welt scheinen immer mehr zu eskalieren. Vielleicht geht es manchem so wie mir: Ich fühle mich hilflos, wie ein kleines unwichtiges Rädchen im Zeitgeschehen, das nichts verändern kann! Mancher resigniert oder stellt bei sich eine zunehmende Gleichgültigkeit den Nöten dieser Welt gegenüber fest.

Ich führe in der letzten Zeit viele Gespräche über die aktuellen Krisen wie die Auseinandersetzungen in der Ostukraine, den Palästinakonflikt, den Terror der IS-Milizen sowie die Radikalisierung mancher afrikanischer Staaten. Gespräche über die Situation tausender von Arbeitssklaven, oft noch Kinder, in den Produktionsstätten Asiens, die unseren unersättlichen westlichen Billigkonsum befriedigen und die wachsenden Flüchtlingsströme, die Europa erreichen.

In diesen Gesprächen begegnen mir neben viel ernsthaftem Nachdenken und persönlicher Betroffenheit auch manch populistische Parolen, verblendeter Patriotismus und ein „Hauptsache-mir-geht-es-gut-Denken“. Andere versuchen sich abzuschotten und alles unangenehme Nachdenken möglichst weit von sich fern zu halten oder drehen sich nur um ihre kleine persönliche Welt.

Mich führen diese Fragen und Gespräche immer wieder zurück zu den Wurzeln meines Glaubens: Jesus und seine Liebe für diese Welt – und für mich. Diese Liebe fordert mich, sie öffnet mir die Augen, gibt mir Kraft und wirkt sich auf alle meine Lebensbereiche aus.

 

Jesus-Kultur

Jesus hat eine neue Kultur geprägt! Diese „Jesus-Kultur“ drückt sich in einer erstaunlichen Form der Liebe aus, die er uns vorlebt: Zuwendung, Annahme, Barmherzigkeit und Respekt, unterstützt von einer radikalen Bereitschaft auf Vergeltung zu verzichten und zu vergeben. Er verzichtet auf Machtausübung und macht sich zum Diener. Jesus fordert uns heraus, uns diese neue Kultur anzueignen.

Wir brauchen eine Kultur der Liebe, die bereit ist, Mauern zu überwinden und Schritte auf den anderen zuzugehen. Eine Kultur der Wertschätzung und der Barmherzigkeit. Eine Kultur, in der man auf Sarkasmus und Zynismus dem Andersdenkenden, -glaubenden oder -empfindenden gegenüber verzichtet und bereit ist, sich mit ihm in einer Haltung von Liebe und Demut auseinanderzusetzen.

Dieses Verhalten ist kein Zeichen von Schwäche, sondern der einzige nachhaltig wirksame Weg, um Konflikte zu lösen bzw. zu vermeiden oder konstruktive Dialoge zu führen. Auseinandersetzung, egal ob zwischen Ehepaaren, Familien, Arbeitskollegen oder Völkern, führt ohne diese Liebe immer nur zu Verletzung, Revanche, Vergeltung und Trennung. Oder lehrt uns die Geschichte etwas anderes?

 

Jesus lebt diese Liebe

Jesus hat diese Liebe radikal gelebt! Er hat Menschen zuerst angenommen wie sie waren, mit all ihren Kanten, Fehlern, Verirrungen und Verwirrungen. So erst trauten sie sich, ihm näher zu kommen. Seine Worte: „Kommt zu mir, all ihr Geplagten und Beladenen: Ich werde euch Ruhe geben. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin sanft und den Geringen von Herzen zugetan; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele“ gelten bis heute – auch für mich. In dem Jesus-Nahekommen, in dem Erleben, so bedingungslos angenommen und geliebt zu sein, beginnen Menschen sich Jesus gegenüber zu öffnen, ihm zu vertrauen, zu glauben und finden Frieden. Es ist ein Glaube, der sich nicht auf religiöse Formen gründet, sondern auf diese bedingungslose Akzeptanz und Liebe Gottes. Und dieser Glaube befähigt sie damals wie heute, „umzukehren“ und ihr Leben Schritt um Schritt zu verändern und neu zu gestalten.

 

Diese Liebe verändert unser Leben

Das Neue Testament fordert uns heraus „neue“ Menschen zu werden: „Legt den alten Menschen ab, der in Verblendung und Begierde zugrunde geht, ändert euer früheres Leben und erneuert euren Geist und Sinn! Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist….“ (Epheserbrief 4,22-24)

„Ihr seid von Gott erwählt, der euch liebt und zu seinem heiligen Volk (Nation) gemacht hat. Darum zieht nun wie eine neue Bekleidung alles an, was den neuen Menschen ausmacht: herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Bescheidenheit, Milde, Geduld. Ertragt einander! Seid nicht nachtragend, wenn euch jemand Unrecht getan hat, sondern vergebt einander, so wie der Herr euch vergeben hat. Und über das alles darüber zieht die Liebe an, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht. Und der Friede Christi, zu dem ihr auch berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen.“ (Kolosserbrief 3,12-15)

„Legt (als neues Gewand) den Herrn Jesus Christus an!“(Römerbrief 13,14)

 

Die Welt braucht „neue“ Menschen

Wer ernsthaft und glaubhaft als Jesus-Nachfolger sein Leben führen will, kommt daran nicht vorbei! Diese radikale Liebe Jesu fordert uns heraus! Ohne sie bleibt unser christliches Bekenntnis doch nur oberflächlich und Fassade und hat kaum Auswirkungen auf das Geschehen in unserer Gesellschaft und in dieser Welt. Wir sind gefordert, damit sich dieses neue „Selbst“, diese „Jesus-Kultur“ in unserem Leben entwickelt und ganz praktisch alle unsere Lebensbereiche durchdringt. Dies geschieht nicht automatisch!

 

Eine neue Jesus-Bewegung

Wir brauchen eine Bewegung von Menschen, die von dieser unvergleichlichen Liebe Jesu ergriffen, angesteckt und verändert werden. Menschen, die nicht in ihrer Religiosität erstarren und sich in ihren Kirchen und Gemeinden verstecken, sondern die es Jesus erlauben, ihnen ein fleischernes, empfindsames Herz zu schenken: ein Herz, das pulsiert, das klopft, das sie in Bewegung bringt. Menschen, die bereit werden, sich verfügbar machen und dieser tiefgreifenden Liebe Jesu auch heute Ausdruck verleihen.

Paulus schreibt im Römerbrief 12,1: Weil Gott so viel Erbarmen mit euch gehabt hat, bitte und ermahne ich euch: Stellt Gott euren Körper als lebendiges Opfer zur Verfügung. Das ist für euch der vernünftige Gottesdienst. Gottes verändernde, vergebende, heilende Liebe braucht dich, deine Bereitschaft, deine Kreativität, deine Gaben, deine Leidenschaft, deinen Körper, um diese Welt zu erreichen und zu verändern.

 

Aktiv werden

Werdet aktiv – denn Liebe muss sich aktiv ausdrücken, sonst ist es keine Liebe! Nutzt all eure persönlichen Möglichkeiten: Was könntest du konkret tun, um in den aktuellen Konflikten (oder auch in deinem persönlichen Umfeld) versöhnend zu wirken und Brücken zu bauen? Steht zueinander – auch über Grenzen hinweg. Findet kreative Wege um Respekt, Liebe und Barmherzigkeit auszudrücken. Liebe macht erfinderisch! Setzt deutliche Zeichen der Versöhnung! Nur sie bringt bleibende positive Veränderung! Betet für Frieden. Schaut nicht nur abwartend zu, mischt euch ein, kümmert euch! Es warten so viele schöne Überraschungen auf uns, wenn wir bereit sind, Schritte der Liebe zu gehen.

Und plötzlich merken wir, dass unser „kleines Rädchen“ im Getriebe des Zeitgeschehens zu einem Rädchen wird, das etwas in Bewegung bringt: Erstarrte Beziehungen beginnen wieder zu leben, Festgefahrenes löst sich, Getrenntes findet sich wieder, Vertrauen kann wieder wachsen, Freundschaften entstehen. Die Welt verändert sich – durch dich!

Beteiligt euch auch auf unserer neuen Facebook-Gruppe „Love opens eyes“. Steuert eure Ideen, Erlebnisse, Geschichten, Aktionen, Fotos, Gedichte, Songs, Videoclips usw. bei, die Versöhnung, Wertschätzung und Respekt ausdrücken und Mut machen, sich in dieser Welt zu engagieren oder gebt uns Rückmeldung.

Hans Heidelberger

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