RESILIENZ-ZENTRUM
Der September 2025 markierte den offiziellen Start eines vierjährigen Projekts zur Stärkung der Resilienz von Familien, die unter den Folgen des Krieges leiden.
Mit beeindruckender Tatkraft und Zuversicht wird das Projekt vor Ort angegangen. In den Worten der Projektlieterin, Frau Tetiana Machabeli: „Es liegt mir schon so lange am Herzen, mit meiner Arbeit Familien in der Ukraine zu unterstützen. Und jetzt haben wir endlich ein Projekt dafür – und es kann losgehen!“
Die Ausgangssituation
Der anhaltende Krieg in der Ukraine hat zu Massenflucht und damit zu erheblichen sozialen, wirtschaftlichen und psychologischen Schwierigkeiten geführt. Eine Studie des ukrainischen Instituts für Sozialforschung (2024) zeigt, dass 35 % der Familien, die aufgrund des Krieges umgesiedelt werden mussten, über erhebliche Familienkonflikte und Anpassungsschwierigkeiten am neuen Ort berichten. Darüber hinaus berichteten 20 % der Familien in diesen Regionen von Scheidungen oder Scheidungsabsichten aufgrund von psychischem Stress und Traumata.
Viele Familien wurden aufgrund des Militärdienstes oder der Vertreibung getrennt, so dass die Kinder in der Obhut von Verwandten oder Vormündern bleiben. Die Angst vor der Mobilisierung, der Verlust von Angehörigen und psychologische Traumata haben die Stabilität der Familien erheblich beeinträchtigt.
Auf allen Ebenen fehlen familienbezogene Unterstützungsangebote, soziale Dienstleistungen und psychosoziale Unterstützung und Integration.
Das Projekt:
Stärkung der Resilienz von Familien, die unter Kriegsfolgen leiden
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, entsteht im Rahmen eines vom BMZ geförderten Projekts ein „Resilienzzentrum“ am Standort des Nehemia Teams in Uzhgorod, sowie in Kiew.
Im Vorfeld wurden zwei Bedürfnisfelder festgestellt, denen wir begegnen wollen:
- Familien leiden unter erheblichen psychologischen Traumata, wirtschaftlicher Not und sozialer Desintegration infolge des Krieges und der Zwangsvertreibung. Sie benötigen ganzheitliche Programme, die traumainformierte Betreuung, Stressbewältigung und rechtliche/finanzielle Beratung für ganze Familien, nicht nur für Einzelpersonen, bieten.
- Fachkräfte haben regelmäßig mit kriegsgeschädigten Familien zu tun und bemühen sich, deren psychologische und soziale Probleme zu lösen. Sie benötigen eine zusätzliche Ausbildung, um ihre Qualifikationen in den Bereichen Traumaarbeit, Stressbewältigung und Krisensituationen zu verbessern und ein besseres Verständnis der Familiendynamik zu gewinnen.
Unsere Ziele
Was wir erreichen wollen: Im Rahmen des Projekts erlernen und nutzen Familien und Fachkräfte notwendige Instrumente, Fähigkeiten und Ressourcen, um Krisen zu überwinden, sich zu entwickeln und andere dabei anzuleiten. Dies bewirkt sowohl unmittelbare Verhaltensänderungen als auch langfristige Verbesserungen und schafft so ein stärkeres und solidarischeres Gemeinschaftsumfeld.
Wir arbeiten in 4 Bereichen an konkreten Verbesserungen:
1. Psychosoziales Wohlbefinden von Familien
Familien in Uzhgorod, Kiew und den umliegenden Regionen sind mit emotionalem Stress, unbewältigten Traumata und fehlendem Zugang zu strukturierter psychosozialer Unterstützung konfrontiert; durch das Projekt sollen die teilnehmenden Familien ein verbessertes emotionales Wohlbefinden, ein verringertes Stressniveau und eine verbesserte familiäre Kommunikation erreichen.
Für Familien wird ein therapeutisches Programm entwickelt, das folgende Themen umfasst:
- Auswirkungen von Geschlechterstereotypen auf die Familienrollen
- Konfliktlösung
- Kinder- und Jugendpsychologie
- Trauma und seine Auswirkungen auf alle Familienmitglieder
- Familienfinanzen
- Fragen der Integration und Überwindung von Abhängigkeiten innerhalb der Familie.
2. Kompetenz und Vernetzung von Fachkräften
Fachkräfte aus unterschiedlichen Berufsgruppen (Polizei, Sozialarbeiter und -berater, Psychologen, Pflegeeltern, Erzieher, Lehrer, …) verfügen häufig nur über begrenzte Kenntnisse in moderner traumabewusster Versorgung; durch das Projekt werden Fachkräfte in die Lage versetzt, traumainformierte Ansätze in ihrer Praxis anzuwenden.
Für Fachkräfte wird ein Programm mit folgenden Komponenten entwickelt:
- Arbeit mit traumatisierten Kindern und Erwachsenen
- Krisenmanagement
- Kommunikationsfähigkeiten
- Burnout-Prävention
- Arbeit mit Tätern häuslicher Gewalt und Unterstützung der Betroffenen
3. Infrastruktur für Seminare
Die Durchführung von Seminaren in Uzhgorod wird durch häufige Strom- und Wasserausfälle behindert; durch die Installation von Reservestromquellen soll die Zahl der Stromausfälle reduziert und durch energetische Sanierungsmaßnahmen die Heiz- und Stromkosten gesenkt werden.
4. Zusammenarbeit zwischen Akteuren
Die Kooperation zwischen NGOs, lokalen Behörden und Gemeinden ist bislang lückenhaft; im Projekt werden konkrete Aktionspläne für eine nachhaltige Zusammenarbeit auch nach Projektabschluss entwickelt.
Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von knapp einer halben Million Euro. 90 % der Kosten werden vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung getragen, der Eigenanteil beträgt 10 %. Die Mittel fließen vor allem in Personal, Betriebskosten und die energetische Ausstattung des Trainingszentrums.
Gefördert vom „Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“
Aktuelles zum Projekt „Resilienzzentrum“
Projektstart Resilienzzentrum
Ende September reiste ein vierköpfiges Team des nehemia team e.V. aus Fürth nach Uzhgorod. Im Mittelpunkt der Reise stand der offizielle Start des vierjährigen Projekts "Resilienzzentrum".Resilienz – die seelische Widerstandskraft – ist gerade in Kriegszeiten...
Gewinner statt Opfer
Die ukrainische First Lady Olena Selenska besuchte Ende August das Zentrum in Uzhgorod, um sich über die traumapädagogische Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Frauen zu informieren. Olena Selenska beschreibt das nehemia Zentrum als eine Art Resilienz-Zentrum für...

