Burkina Faso, übersetzt „Land der aufrichtigen Menschen“, ist ein westafrikanischer Staat, der südlich des Nigerbogens liegt und an Mali, Niger, Benin, Togo, Ghana und die Elfenbeinküste grenzt. In Burkina Faso wird eine moderate Form des Islams gelebt, so dass über Jahrzehnte eine relativ hohe Stabilität und ein spannungsfreies Zusammenleben der verschiedenen Gruppen und Ethnien möglich war. Mittlerweile wird Burkina Faso zunehmend von islamistischem Terror heimgesucht, der aus Nachbarländern, vor allem Mali, in den Norden des Landes eindringt.
Die Lage in Burkina Faso ist aktuell sehr kritisch. Nicht nur die Ausbreitung der Corona-Pandemie und damit verbunden die schlechte Gesundheitsversorgung belastet die Menschen, sondern auch der Terrorismus. Besonders der Norden von Burkina Faso an der Grenze zu Mali leidet zunehmend darunter.
»Sein Wille geschehe«
…das waren die letzten Worte von Pastor Parriote. Danach wurde er zusammen mit Angehörigen und dem Schulaufseher kaltblütig ermordet. Seine Witwe, Zenabou, schildert die dramatischen Ereignisse vom April 2019:
„Der Gottesdienst ist zu Ende. Einige sind bereits hinausgegangen, und ich stehe mit meinem Mann noch in der Kirche. Plötzlich stürmt eines meiner Enkelkinder herein und schreit: »Oma, Oma schau her!« Draußen umzingeln ein Dutzend bewaffnete Männer die Kirche. Dann dringen sie ein. Sie konfiszieren sämtliche Mobiltelefone und Ausweise, sammeln alle Bibeln ein und verbrennen sie samt den Ausweisen. Wir werden als Geiseln genommen und rechnen mit dem Tod. Wir können unser Leben nur noch in Gottes Hand legen. Ich höre meinen Mann sagen: „Wir sind hier, um den Herrn zu preisen. Es soll geschehen, was er will.“ Dann bringen die Schergen unsere Männer hinter die Kirche und töten sechs von ihnen durch Kopfschüsse. Nur der Neffe meines Mannes überlebt. Danach stehlen die Terroristen unsere Reisvorräte, Bohnen, drei Mastschafe, Küchenutensilien, das Dreirad und drei Motorräder.“
Zenabou wird bis heute von vielen Fragen gequält: „Warum darf solch eine Barbarei gegen unschuldige Menschen geschehen, deren einziges „Verbrechen“ darin besteht, Gott anzubeten?“ Circa dreißig Christen sind daraufhin geflohen und haben in einem Flüchtlingscamp Zuflucht gesucht. Die Witwe des Pastors ist zuversichtlich: „Wir verdanken unser Leben dem Herrn. Ihm vertrauen wir. Er ist treu und wird uns nicht im Stich lassen.“
Zuvor wurden am 16. Februar 2019 24 Besucher einer protestantischen Kirche von Angreifern ermordet, 18 weitere schwer verletzt. Auch sechs der fünfzehn katholischen Diözesen sind mittlerweile vom Terror betroffen.
Die Gewalt nimmt zu…
In Burkina Faso sind es El-Kaida-Kämpfer, die gemeinsam mit der Miliz „Al-Mourabitoune“ und der Terrortruppe Boko Haram samt Sympathisanten das Land terrorisieren. Immer mehr Christen werden zunehmend Opfer ihrer Angriffe. Mit brutalen Überfällen verbreiten die Dschihadisten Angst und Schrecken. Mindestens 70 000 Christen sind aktuell auf der Flucht. Insgesamt sind mittlerweile eine Million Menschen, bei einer Gesamtbevölkerung von 20 Millionen, darunter Muslime, Christen und Animisten (Animismus ist der Glaube an die Allbeseeltheit der Natur) zu Binnenflüchtlingen geworden. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen spricht bereits davon, dass in Burkina Faso ähnliche Zustände wie in Syrien drohen. 2019 gab es in keinem Land der Sahel-Zone so viele dschihadistische Anschläge wie in Burkina Faso. Erstmals wurden Kirchen aller Konfessionen Ziel der Anschläge, nachdem vorher vor allem staatliche Einrichtungen und Schulen ins Visier genommen wurden. 2018 wurde auch die französische Botschaft mitten in der Hauptstadt Ouagadougou attackiert.
Viele Familien müssen ihre Dörfer verlassen, ihre Arbeit aufgeben, ihr Hab und Gut zurücklassen, um anderswo Schutz zu finden. Einige Vertriebene finden Zuflucht bei Familien oder Verwandten. Doch die Mehrheit der Geflüchteten wohnt in Zelten auf freien Plätzen oder sind in sogenannten „Camps“ untergebracht. So finden sich auch Zenabou und ihre Tochter, deren Mann ebenfalls unter den Ermordeten war, als Flüchtlinge in Camps wieder. Denn auf sich allein gestellt sind sie als Terroropfer absolut schutzlos.
Pastor Barare Wanani, Regionalpräsident einer regionalen Arbeitsgemeinschaft evangelischer Kirchen sagt: „Wir danken Gott. Seine Güte hat trotz all der Probleme nie ein Ende. Wir haben hier 150 Vertriebenenhaushalte mit rund 1000 Christen registriert. Diese Menschen mit Unterkunft, Nahrung, medizinischer Behandlung und Schulbildung der Kinder zu versorgen, überfordert uns.“
Pastor Alonso Dako, Vorsitzender des für die Vertriebenen in Kaya zuständigen Komitees, bestätigt die Notlage: »Von Mai bis September 2020 haben wir 454 Haushalte mit insgesamt 3069 vertriebenen Christen registriert – unter ihnen 90 Pastoren aus 127 eliminierten Kirchen.«
Nahrungsmittel sind mittlerweile knapp, deshalb stellt uns die Versorgung der Flüchtlinge vor große Probleme. Viele Familien sind auf externe Unterstützung angewiesen.
Wegen der gewalttätigen Angriffe in vielen Schulen durch die islamistischen Milizen, wurden mehr als 1400 Bildungseinrichtungen in Burkina Faso geschlossen. 190 000 Kinder haben auf Grund dessen keinen Zugang mehr zu Schule und Bildung. Die Folge ist, dass diese Kinder völlig perspektiv- und antriebslos ihre Zeit verbringen. Damit diese Generation nicht verloren geht, hat es sich das „Burkina Kinderhaus“, das wir vom nehemia team unterstützen zur Aufgabe gemacht durch wohltätige Aktionen die Situation der Kinder und Jugendlichen nachhaltig zu verbessern, indem ihnen die Möglichkeit gegeben wird wieder (eine) (Aus-) Bildung zu genießen.
Warum kann sich in diesem Land der islamistische Terror immer mehr ausbreiten?
Die katholische Tagespost findet folgende Erklärungen: „Es ist ein ganzes Bündel von Ursachen. Die teilweisen Parallelen zum Aufstieg des Dschihadismus in Syrien und im Irak sind frappant. Da sind wirtschaftliche Perspektivlosigkeit junger Männer und die systematische Vernachlässigung des ländlichen Raumes. Hinzu kommen vom Klimawandel verschärfte Landkonflikte zwischen Hirten und Sesshaften, die entlang ethnischer Linien verlaufen. Besonders aus der Gruppe der halbnomadisch lebenden Fulani werden die lokalen Handlanger des Dschihad rekrutiert. Die Übergänge zwischen Dschihad und organisiertem Verbrechen sind dabei fließend. Religiöser Eifer einer teils importierten, teils einheimischen Führung verbündet sich mit notdürftig religiös ummantelten Motiven lokalen Fußvolks. Kriminelle, im Drogen-, Waffen- und Menschenhandel aktive Banden unterstellen sich den Dschihadisten und bezahlen den Zakat, den Zehnten. Sie profitieren vom Zusammenbruch staatlicher Ordnung und sind gern dazu bereit. Die Dschihadisten wiederum nehmen das Geld umstandslos. Waffen sind zudem in Fülle vorhanden, seit der Zusammenbruch von Gaddafis Libyen 2011 den Bestand der Arsenale seiner Armee auf die Schwarzmärkte spülte.“
(Quelle: https://www.die-tagespost.de/politik/aktuell/Burkina-Faso-Christen-leiden-unter-islamistischem-Terror;art315,206220 eingesehen am 8.01.2021)