DANKE, HANS … FÜR DEINEN PIONIERGEIST, DER SO VIELES IN BEWEGUNG GEBRACHT HAT UND VIELEN MENSCHEN INSPIRATION, MUT, HOFFNUNG UND NEUE PERSPEKTIVEN GEGEBEN HAT. UND DANKE FÜR DEIN DURCHHALTEVERMÖGEN, DEINE BESTÄNDIGKEIT UND VOR ALLEM DEINE GROSSE LIEBE ZU DEN MENSCHEN.

4 INHALT LEBEN BEWEGEN 34 FREIHEITSSCHNEIDEREI 14 DIE LOGIK DER BARMHERZIGKEIT 2 2 3 6 8 9 10 12 12 14 16 17 19 20 21 23 NEHEMIA INTERN DANKE, HANS EDITORIAL VON FÜRTH BIS ANS ENDE DER WELT DER NEHEMIA VORSTAND EINE LEBENSWERKSTATT FÜR DIE WELT DAS NEHEMIA TEAM IN ZAHLEN LEBEN BEWEGEN EMPOWERMENT - MENSCHEN IN DIE REIFE FÜHREN DIE LOGIK DER BARMHERZIGKEIT DEUTSCHLAND GEMEINSAM LEBEN BEWEGEN Hamids Story: FLUCHT UND NEUANFANG UKRAINE TETIANAS TRAUM BILDUNGSOFFENSIVE IN TRANSKARPATIEN 24 25 THAILAND Ums Story: MEIN WEG INS LEBEN 26 JOINT VENTURE 27 28 29 30 BORNEO DIE DAYAKS AUFBRUCH IN DIE ZUKUNFT FORTSCHRITTLICHE PÄDAGOGIK 21 TETIANAS TRAUM

6 VON FÜRTH BIS ANS ENDE DER WELT MEINE ABENTEUERLICHE REISE MIT DEM NEHEMIA TEAM ser Erde. Viele von ihnen wurden ermutigt ihre Lebensträume umzusetzen. Dadurch entstanden in den Folgejahren zahl- reiche Hilfsprojekte und Initiativen für junge Menschen. Das Engagement für Bedürftige und Notleidende weitete sich aus und Organisationen und Initiativen mit ähnlicher Ausrichtung sind daraus entstanden. Einige davon bilden heute das Nehemiah International Network. Hierbei spielte das Engagement von John und Jean Krueger, die 1993 zum nehemia team kamen, eine wesentliche Rolle. Aber in all unserer Aufbruchstimmung und Begeisterung über neue Wege, die wir auf unserer Reise entdeckten, sind wir auch manchen Irrweg gegangen und haben Menschen verletzt oder zu wenig geachtet, was uns im Rückblick sehr leidtut. Wo dies geschah bitten wir um Entschuldigung. Unser Engagement verändert sich Das Engagement des nehemia teams entwickelt und verändert sich. Heute bevollmächtigen und entwickeln wir junge Menschen nach Möglichkeit mit einem ganzheitlichen Ansatz. Dabei spielt in unserer Begleitung und Unterstützung neben materiellen, psychischen und geistlichen Aspekten besonders Bildung eine große Rolle. Sie ist einer der wesentlichen Schlüssel, um aus dem Kreislauf der Armut und Perspektivlosigkeit auszubrechen. Hänschen klein ging allein in die weite Welt hinein …… Was mich betrifft, muss dieses Lied, das ich als kleines Kind oft zu hören bekam, wohl sehr prägend gewesen sein, hatte ich doch von klein auf eine tiefe Sehnsucht in mir, diese Welt zu entdecken und zu erobern. Als Jugendlicher sammelte ich Ansichtskarten aus aller Welt und eine überdimensionale Weltkarte zierte neben BRAVO-Postern mein Zimmer. Durch mein Lieblingsspiel „Risiko“ waren mir die Namen entfern- ter Länder vertraut, lange bevor ich sie bereisen konnte. Nur „allein“, wie in diesem Lied musste „Hänschen“ nicht gehen – da gab es dann ja das nehemia team. Vom Träumen zum Handeln Bevor ich aber wagte, Schritte in diese Welt zu unternehmen, brauchte es zunächst heilende Schritte in meiner Persönlich- keit und meinem Charakter; war ich doch ein oft zögerlicher, von Minderwertigkeit geprägter Teenager mit wenig Selbst- vertrauen. Erst die Erfahrung, trotz meiner Schwächen von Gott und auch von Menschen angenommen und geliebt zu sein, befähigte mich, damals wie heute manche Sicherheiten zu verlassen und mich auf neues Terrain meines Lebens vor- zuwagen. Meine Frau und meine ganze Familie haben dazu sehr viel Gutes beigetragen. Schon frühzeitig durfte ich entdecken: Gott wirkt in meinem Leben nicht trotz mei- ner Schwachheit, sondern gerade durch meine Schwachheit. Diese Erfahrung setzte sich später im Engagement für das nehemia team fort und prägte uns. Ein Team von Freunden Das Wort „Team“ steht nicht zufällig im Namen des nehemia teams. Alle wichtigen Entscheidungen werden gemeinsam gefällt. In großer Wertschätzung füreinander bringt jeder sei- ne individuelle Kompetenz ein. Das galt bereits 1987, als sich das Gründerteam um John MacFarlane und mich auf den Weg machte und gilt bis heute nach dem Leitungswechsel. Nur so konnten und können wir die vielen Herausforderun- gen meistern. Gemeinsam erreichen wir weit mehr als jeder für sich alleine. Das Schöne dabei ist: Es macht Spaß, die eigenen Stärken einzubringen und in seinen Schwächen er- gänzt zu werden. Die Anfangsphase In den ersten Jahren lag der regionale Schwerpunkt unserer Arbeit in der Metropolregion Nürnberg. Das nehemia team brachte frische Inspiration und Impulse für junge Mitarbeiter in Kirchengemeinden, förderte gemeindeübergreifende Initia- tiven und brachte mit der Teeniegruppe „Fire Kids“ kreative Ansätze in die Kinder- und Jugendarbeit. Eine Vielzahl von Seminaren, Camps, Einsätzen, Festivals und Urlaubsgemein- schaften sowie der Aufbau einer regionalen Infrastruktur förderte das Miteinander auf gemeindlicher Ebene. Aufbruchstimmung In den 90er Jahren erweiterte sich das Engagement des nehemia teams auch international. Diese Kontakte brach- ten auch die unterschiedlichsten Impulse in die fränkische Region. Eine Vielzahl von „Schulen des Herzens“ prägten und inspirierten Tausende junger Menschen in vielen Ländern die-

8 DER NEHEMIA VORSTAND THOMAS TSCHAFTARY VERHEIRATET, 3 KINDER Entwicklungsingenieur und Unter- nehmer im Bereich erneuerbarer Energien und Coach (EASC) in der Beratung von Start-Ups, Gründern und Führungskräften. Thomas ist seit über 20 Jahren mit dem nehemia team verbunden und kam über die CGF (Christliche Gemeinschaft Fürth) und Hans Heidelberger dazu. „Entwickeln ist meine Leidenschaft!“ sagt er. Deshalb „entwickelt“ er mit Leidenschaft Menschen, Unternehmen, Organisationen und Projekte. Er ist seit 2001 im Vorstand aktiv und des Weiteren zuständig für internationale Projekte, Förderanträge, Finanzen, Personal, Organisation/Vereinswe- sen und Rechtliches. Thomas` Vision „Mich motiviert es, wenn Menschen ihr Potenzial entdecken und entfalten, Verantwortung für sich und andere über- nehmen, Freiheit entdecken, Vertrauen gewähren und gewinnen sowie Rücksicht auf die Bedürfnisse ihrer Mit- menschen nehmen. Gerne möchte ich dazu beitragen, dass unser gemeinsames Potenzial zu einer nachhalti- gen Veränderung unserer Umwelt und Gesellschaft führt. Gemeinsam gilt es die Zukunft zu gestalten!“ ELKE FELD VERHEIRATET, 2 KINDER Oecotrophologin mit Schwerpunkt Ernährung in Entwicklungsländern. Master in Theologie und interkultu- reller Leiterschaft. Elke lebt mit ihrer Familie seit 1998 in Nürn- berg. Die Jahre zuvor waren sie als Familie in Mittelamerika und der Karibik auf einem Krankenhausschiff von „Mercy Ships“ tätig. Dort durfte sie erleben, wie Arme und Bedürfti- ge durch praktische Hilfe und die Botschaft der Liebe Gottes neue Hoffnung bekamen. Das nehemia team lernte sie 1999 kennen. Sie hat zuerst 12 Jahre ehrenamtlich mitgearbeitet, zunächst in der Leitung der Jugendarbeit „Fire Kids“ und spä- ter auch in internationalen Projekten. Seit 2012 ist sie nun teilzeitangestellt, leitet seit 2014 die lokale Integrations- und Kinderarbeit und ist für internationale Projekte (Indonesien, Ukraine, Rumänien, Burkina Faso) zuständig. Elke´s Vision „…dass Kinder, Jugendliche und Menschen am Rande der Ge- sellschaft eine reelle Chance bekommen, aus ihrem Leben etwas Gutes zu machen. Dafür braucht es neben Entwick- lungszusammenarbeit die Vermittlung von christlichen Werten und geistliche Schulung, also einen ganzheitlichen Ansatz.“ MATHIAS HÜHNERBEIN VERHEIRATET, 2 KINDER Coach, Master-Coach, Lehr-Coach, Supervisor, Lehr-Supervisor, Lehr-Trai- ner Gemeindeberater und Resilienz- Coach. Mathias ist in verschiedenen ehrenamt- lichen Funktionen und Aufgaben seit Grün- dung des nehemia teams 1987 eng mit dem nehemia team und Hans Heidelberger verbunden. Er ist Mit- gründer (1987) der Christlichen-Aktions-Teams (C.A.T.) und der Gemeinde Vaterhaus (2002) in Nürnberg. Seit 1996 engagiert sich Mathias intensiv im Bereich der Gemeinde- beratung und somit in die Entwicklung verschiedenster Ge- meinden und Gemeindeneugründungen in Mittelfranken. Seit 2003 ist er Vorstandsmitglied im nt. 2006 wechselte Mathias aus dem pastoralen Dienst in die Freiberuflichkeit als Coach, Supervisor und Lehr-Trainer. Er verantwortet heute die proCEO Beratungspraxis in Fürth und das proCEO Fort- und Weiterbildungsinstitut in Nürnberg. Mathias’ Vision Es motiviert ihn Menschen und Organisationen zu begleiten und deren Entwicklungen zu fördern. Mathias verfügt über eine tiefgehende Menschenkenntnis und ein umfangreiches Systemverständnis von Organisationen. Er bringt seine viel- schichtigen Kompetenzen in das nehemia team ein und leistet somit einen nachhaltigen Beitrag im Bau des Reiches Gottes.

10 LEBEN ENTWICKELN DAS NEHEMIA TEAM IN ZAHLEN ERZIEHUNG & BILDUNG 4 250 Plätze Kinder- und Jugendheime in Thailand, Indien, Kenia, Borneo 5 Schulen 1000 Schüler Grund- und Hauptschulen in Pakistan, Indien, Ukraine Computerzentrum in Pakistan 14 500 Plätze Kindergärten in Borneo, Ukraine, Burkina Faso, Indien Schulungszentrum für inklusive und moderne Pädagogik in der Ukraine 5 Projekte für Menschen mit Behinderungen in Rumänien, Sibirien, Ukraine PC-Akademie in Sibirien und Ukraine 500 Trainees 70 Ausgaben, 350.000 gedruckte Exemplare PUBLIKATIONEN nehemia INFO, nehemia MAGAZIN, nehemia NEWS Migration & Versöhnung Flüchtlingshilfe: in Deutschland (Kon- taktcafé, Sprachkurse, Fahrradwerkstatt, Integrationshelferausbildung, Integra- tionskurse, Kulturverbinder, Erziehungs- seminare) und Ukraine, Burkina Faso Interkulturelle Begegnung Freizeiten & Einsätze weltweit Frieden & Versöhnung Konferenzen, Konsultationen, Seminare QUALIFIZIERUNG & INSPIRATION (1-7 tägige Veranstaltungen) 402 Veranstaltungen in 21 Ländern Seminare, Impulstage, Leitertreffen, Foren, Joint Venture, Konferenzen, Workshops 28.750 Teilnehmer GEMEINSCHAFT & REGENERATION 35 Familiencamps, Erholungs- und Aktivfreizeiten (länger als eine Woche) in 12 Ländern 2.500 Teilnehmer KREATIVITÄT, KUNST, KULTUR & SPIRITUALITÄT Feste zur Ehre Gottes, Festivals, Musicals, Konzerte, Dance, Theater, Kreativprogramm 50 Veranstaltungen in Franken 32.500 Teilnehmer

12 EMPOWERMENT MENSCHEN IN DIE REIFE BEGLEITEN Leben führen zu können, unser Fokus. Ein selbstbestimmtes und verantwor- tungsbewusstes Leben umfasst dabei den ganzen Menschen. Empowerment wirkt sich sowohl ökonomisch, öko- logisch, sozial, physisch, psychisch als auch im geistlichen Leben aus. In dieser Ganzheitlichkeit stärken wir die Selbst- wirksamkeit, d.h. die Überzeugung, durch eigenes Handeln alle Proble- me meistern zu können, von Men- schen und Organisationen. Sieben Säulen zu Empowerment und Resilienz Was fördert nun das Zur-Reife-Kom- men im Leben? Reifes Leben ist gleich- bedeutend mit resilientem Leben. Die psychologische Fachwelt unterscheidet 7 Säulen, gewissermaßen Teilbereiche der menschlichen Widerstandskraft. Je mehr dieser Eigenschaften sich ein Mensch oder eine Organisation aneig- nen kann, desto besser können Heraus- forderungen, Krisen und Veränderungs- prozesse gehandhabt werden. die selbst unter widrigen Umständen ihren Lebensmut bewahrt haben. Der Zuversichtliche sieht die Schwierigkei- ten deutlich und stellt sich diesen, wäh- rend der Optimist diese eher ausblendet und übergeht. Die Zuversicht erlaubt mit Schicksalsschlägen umzugehen und bildet das Fundament für Empower- ment. Zweite Säule: Akzeptanz Die zweite Säule von Resilienz ist die Akzeptanz. Den Unterschied zwischen Toleranz und Akzeptanz zu lernen, kann lebensverändernd sein. Wenn wir zum Beispiel lernen, unsere Unzulänglichkei- ten nicht nur zu tolerieren, sondern diese auch voll und ganz zu akzeptieren, sind wir frei von Stress, Angst und Zweifel. Dies setzt wiederum Kräfte frei, um an notwendigen Veränderungen wirkungs- voll zu arbeiten. Nur wer Entwicklun- gen als das, was diese erst einmal sind, akzeptiert, kann sie auch umge- stalten. Damit ist die Akzeptanz die Vor- stufe zur Bewältigung einer jeden Krise. Erste Säule: Zuversicht Kaum etwas spornt Menschen so sehr an wie die Kraft der Zuversicht – die Aussicht, dass ihr Leben gelingen kann und schwierige Lebensumstände über- wunden werden. Als nehemia team haben wir Menschen kennengelernt, Dritte Säule: Lösungsorientierung Die Lösungsorientierung hängt wei- testgehend von der persönlichen Einstellung ab. Wichtig ist dabei, welche Erwartungen Betroffene an ihre Zukunft haben und wie ihre Ziele aussehen. Die zentrale Idee ist, den Fokus auf Ziele Wenn etwas das Wirken des nehemia teams in der Vergangenheit umschreibt, dann ist es das Wort „Empowerment“, sowohl von Menschen als auch von Organisationen. Angefangen durch das Engagement von John & Carrie MacFarlane, weiter über John & Jean Krueger bis hin zu Hans & Brigitte Heidelberger wurden immer wieder Menschen durch das nehemia team bewegt, befähigt und bevollmächtigt. Bis heute zieht sich dieses Wirkungs- prinzip wie ein roter Faden durch die Arbeit des nehemia teams. Eine große Zahl von nationalen und internationa- len Mitarbeitern hat sich in den ver- gangenen 34 Jahren in eine Vielzahl von Menschen, christliche Gemeinden und Initiativen investiert. Empowerment will Menschen und Organisationen Schritt für Schritt in die Reife begleiten, Leben entwickeln und Leben bewe- gen! Empowerment bedeutet übersetzt „Ermächtigung“ oder „Übertragen von Verantwortung“. Dabei handelt es sich um Haltungen und dementsprechende Handlungen, die Menschen zu größerer Selbstverantwortung und Autonomie verhelfen. Grundlegend hierfür ist eine Sichtweise, die sich nicht auf Schwä- chen und Defizite fokussiert, sondern Ressourcen erkennt, stärkt und die Kompetenzen der Partner fördert. Empowerment führt zu Resilienz „Empowerte“ und bevollmächtigte Men- schen und Organisationen verfügen über eine hohe Widerstandsfähigkeit. Hierbei ist die Übernahme von Eigen- verantwortung sehr stark mit der Ent- wicklung von Resilienz verbunden, egal ob im individuellen oder organisationa- len Kontext. Der Begriff der Resilienz (lat. Widerstandsfähigkeit) wird in der Psychologie mit der Fähigkeit zur inne- ren Stärke und flexiblen Standhaftig- keit beschrieben. Resiliente Menschen sind in der Lage auf die Anforderungen unterschiedlicher Situationen variabel zu reagieren. Er beschreibt das Können, sich schnell und erfolgreich an sich ständig verändernde Anforderungen anzupassen. Sowohl durch Resilienz als auch durch Empowerment befähigt das nehemia team junge Menschen, ihr Leben Schritt für Schritt eigenverant- wortlich zu gestalten. Dabei ist die dauerhafte Stärkung der gegebenen Potenziale, um ein selbstbestimmteres

14 DIE LOGIK DER BARMHERZIGKEIT EINE THEOLOGISCHE BETRACHTUNG aus. Gott lässt sich in der Tiefe seines Wesens von der Not der Menschen be- rühren und wird aktiv. Er kommt in Je- sus Christus auf diese Erde, um uns sein wahres Gesicht, seine Barmherzigkeit zu zeigen. Jesus verbindet sich mit den Leidenden Jesus Christus hat sich unauflöslich mit den Leidenden, den Armen und den Ausgegrenzten dieser Welt verbunden. „Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben, … ich war ein Frem- der und ihr habt mich aufgenommen, … was immer ihr für einen meiner Brüder getan habt, und wäre es noch so ge- ring geachtet gewesen, das habt ihr für mich getan.“ (Matthäus 25, 35 und 40). Immer wenn ich den Zusammenhang zwischen Jesus und dem Leidenden, Armen, Nackten, Gefangenen usw. auf- löse, verliere ich nicht nur den Blick für den Nächsten, ich verliere letztlich da- durch die Beziehung zu Gott. Mir die Not des anderen zu Herzen zu nehmen fordert mich heraus. Mir ist das Leid dieser Welt oft zu viel – eine Katastro- phenmüdigkeit entsteht. Ich distanziere mich emotional, nehme Schicksale nur noch in Zahlen wahr – ich gehe inner- lich auf Distanz. „Verhärtung meines Herzens“ ist die Folge. Die größten Zäune und Mauern beispielsweise gegenüber Geflüchteten stehen nicht an der Grenze zu den USA oder zur EU, sondern vielmehr um unsere Herzen. Die ganze Welt retten? „Ich bin doch nur ein Mensch und kann nicht die ganze Welt retten“. Muss ich das? Die Aufforderung barmherzig zu handeln lautet nicht: Hilf allen und gehe über deine Grenzen. Besser: Bau kei- nen Grenzzaun um dein Herz. Ver- stecke dein Herz nicht. Lass es zu, dass dein Herz erreicht, berührt, betroffen wird! Durch die Abschottung unserer Herzen gefriert unsere Liebe! Was mache ich, wenn ich den Zaun nie- dergerissen habe? Was mache ich mit Der UN-Generalsekretär António Gu- terres rief in seiner Neujahrsansprache 2021 mit deutlichen Worten zur inter- nationalen Zusammenarbeit auf, damit wir in 2021 die Pandemie stoppen, unsere Volkswirtschaften wiederauf- bauen, die gesellschaftliche Spaltung überwinden und entscheidende Fort- schritte in der Bekämpfung des Klima- wandels und der Armut erzielen. Er sagt: „Armut, Ungleichheit und Hunger neh- men zu. …“ Aber nach seinen Worten gibt es Hoffnung: „Wenn wir in Ein- heit und Solidarität arbeiten, können Hoffnungsschimmer die ganze Welt erreichen.“ Nur, wie kann das gelingen, wenn zentrale Werte einer Gesellschaft oft nur Gewinnmaximierung, Leistungsorien- tierung, Individualismus und Nationalis- mus sind? Damit die Ziele, die Guterres benennt, auch nur ansatzweise um- gesetzt werden können, ist neben poli- tischen Maßnahmen auch eine Um- kehr von diesen Werten notwendig. Aber sind dabei Einheit und Solidarität wirklich genug? Logik der Barmherzigkeit Es braucht mehr, nämlich Menschen, die nach einer anderen Logik handeln. Menschen, die selbstlos handeln und eine Logik der Barmherzigkeit leben. Menschen, die sich von dem Satz „Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist“ (Lukas 6, 36) inspirieren lassen. Diesen Vers aus der Bibel hat der ökumenische Rat der Kirchen für 2021 als Jahreslosung ausgewählt - was für ein Lebensmotto, welch eine Herausfor- derung! Was bedeutet Barmherzigkeit? Im Psalm 103 versucht der Autor Gottes Charakter wie folgt zu beschrei- ben: „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte… wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten“. Das lateinische Wort für Barmherzigkeit „Misericordia“ bedeutet „die Not, die Misere, des anderen wahr- nehmen und das eigene Herz davon be- rühren lassen“. In der hebräischen Wort- wurzel, die im Alten Testament für Gottes Barmherzigkeit verwendet wird, steckt das Wort „Mutterschoß“ oder „Uterus“. Dies drückt ein starkes Gefühl mütterli- cher Liebe und familiärer Verbundenheit

16 AUF EINEN BLICK WIE ENGAGIERT SICH DAS NEHEMIA TEAM IN DEUTSCHLAND? • Patenschaftsprogramme für Thailand, Kenia, Indien, Rumänien • Begleitung bei der Entwicklung von neuen Projekten im In- und Ausland • Antragstellung bei Fördermittelgebern für Aus- und Inlandsprojekte • Weiterentwicklung der internationalen Projekte • Öffentlichkeitsarbeit: nehemia express news, nehemia Magazin, Website, soziale Medien • Gostenhof Kinderclub • Sprach- und Lernförderung zur Unterstützung von Kindern aus bildungsfernen Familien • Kontaktcafé für Frauen mit Fluchthintergrund • Unterstützung von Menschen mit Fluchthintergrund bei der Integration • Resettlementprogramm für besonders schutzbedürftige Geflüchtete NesT • „nehemia in touch Treffen“ für Mitarbeiter und Interessierte • Coaching und Begleitung von jungen Erwachsenen • Impulsabende zu gesellschaftlich relevanten Themen • Aufbau von Kooperationen mit Kirchengemeinden • Kooperation mit „Oase“ Hersbruck und „Lasset uns gehen“ bzgl. Hilfstransporten • Aufbau des Nehemiah International Networks DEUTSCHLAND

18 Bereits zwei Projekte konnten wir so mit Mitteln des BMZ verwirklichen: eine Grundschule in Pakistan und eine in- klusive Grundschule in der Ukraine. Aktuell läuft ein Antrag auf ein Weiter- bildungszentrum für Multiplikatoren im Bereich kindgerechter und inklusiver Pä- dagogik in Uzhgorod/Ukraine: ein Pro- jekt mit dem Potenzial, das Bildungssys- tem in der Region Transkarpatien in der Ukraine nachhaltig zu verbessern und ein Bewusstsein für Inklusion zu schaf- fen. Integration – Geflüchteten Heimat schaffen Nicht nur in aller Welt, sondern auch in der Metropolregion Nürnberg engagie- ren wir uns für Menschen, die unsere Hil- fe benötigen. Wir schaffen Perspekti- ven, wecken neue Hoffnung, bauen Brücken und vermitteln ihnen auf unterschiedlichste Art und Weise, wie wertvoll sie sind. Seit Dezember 2014 fanden viele Menschen mit Flucht- hintergrund durch die Integrationsarbeit des nehemia teams Hilfe, Ansprechper- sonen, Impulse für Lebens- und Glau- bensfragen sowie neue Freunde. Das Fahrradwerkstatt, Kontaktcafé, Deutschkonversation, interkulturelles Training und manches mehr hat vielen von ihnen geholfen in Deutschland Fuß zu fassen. Für unser Projekt „Integra- tion durch Partizipation“ bekamen wir den „Bayerischen Innovationspreis Ehrenamt“, worüber wir uns sehr gefreut haben. eine Fördern – damit Kinder ihr Potenzial entfalten Im Bereich der interkulturellen Kinder- arbeit in Nürnberg Gostenhof bietet (Lieder, unser Team seit vielen Jahren regel- mäßige Treffen mit unterschiedlichen Programmpunkten an Input, Spiele, erlebnispädagogische Elemen- te). Auch in der herausfordernden Pan- demiezeit konnte über Sonderaktionen, wie zum Beispiel einer Fotochallenge und über soziale Netzwerke der Kon- takt zu den Kindern und ihren Familien aufrechterhalten werden. Es wurde deutlich, wie die Kinder aus dem Umfeld von GoKick durch den Dis- tanzunterricht noch mehr sozial „abgehängt“ werden. Eltern, gera- de aus bildungsfernen Haushalten, unabhängig davon welcher Herkunft, sind nicht in der Lage, den Kindern den Schulstoff im Rahmen des Fern- unterrichts zu erklären. Deshalb ver- mitteln wir diesen Familien Bildungs- paten, die sich regelmäßig mit den Kindern treffen, um die Defizite aufzu- arbeiten - auch unabhängig von den besonderen äußeren Umständen. Ger- ne möchten wir in Zukunft noch mehr Kindergruppen und außerschulische Hil- fen für Kinder anbieten und suchen da- für Unterstützung. Verbinden – Kulturbrücken bauen Dies geschieht nicht nur innerhalb Deutschlands und durch unsere Arbeit mit Geflüchteten. Wir organisieren immer wieder Besuchsreisen in unsere ausländischen Partnerprojekte. Diese ermöglichen weit mehr als nur ein Ken- nenlernen der Projekte und der touris- tischen Schönheiten des jeweiligen Landes. Durch die persönliche Be- gegnung mit den Einheimischen und ihrer Kultur fördern wir gegenseitiges Verstehen und kulturübergreifendes Lernen. So werden Kultur- und Freund- schaftsbrücken gebaut, die in unserer krisengeschüttelten Welt so dringend nötig sind. Ängste und Vorurteile gegen- über fremden Menschen und Kulturen werden abgebaut. in Ideen oder Projekten Vernetzen – für gemeinsames Engagement Für uns als nehemia team ist nicht nur die regionale Vernetzung mit Einzelper- sonen wichtig, sondern auch die mit Kirchengemeinden, engagierten Initia- tiven sowie staatlichen und städtischen Stellen. So schaffen wir eine dynami- sche Plattform für ein gemeinsames Engagement. Wir bieten Einzelpersonen je nach Interessensschwerpunkt die Möglichkeit zur Mitarbeit lokalen oder internationalen Projekten. Dies kann z.B. eine Mitarbeit in der Kindergruppe GoKick sein oder die Unterstützung der Arbeit mit Pflegekindern in der Ukraine durch digitale Weiterbildungen für Pflege- eltern. Wir freuen uns auch über die Visionäre, die immer wieder mit in- novativen im In- und Ausland mit der Bitte um Zu- sammenarbeit auf uns zukommen. Auch sind wir in einigen städtischen Gremien wie dem Kreisjugendring, dem Bildungspatenprojekt der Stadt Nürn- berg und dem Bündnis „Bildung und bürgerschaftliches Engagement“ ver- treten. Dies ermöglicht sinnvolle Syn- ergien. Des Weiteren zeichnet sich eine verstärkte Zusammenarbeit der Stadt Fürth mit uns ab: im Rahmen eines Wis- senstransfers sollen Sozial- und Verwal- tungsbehörden der Stadt Uzhgorod in der Ukraine von den Erfahrungen der Fürther Behörden profitieren. Die Koope- rationen mit christlichen Gemeinden, wie beispielsweise der Gemeinde Va- terhaus e.V. für ein Projekt auf Borneo, sollen in Zukunft noch weiter ausgebaut werden. Durch Themenabende geben wir Impulse und reflektieren zusam- men mit Kirchengemeinden relevante Themen. Wir lassen uns von Gott und seinem Anliegen für eine gerech- tere Welt herausfordern und stellen uns globalen gesellschaftlichen Themen unserer Zeit. sowie Gemeinsam geht es besser, darum wollen wir zusammen mit anderen Akteuren überlegen, wo die Nöte in unserer Gesellschaft sind. Wir wollen nicht nur bei einer Bedarfsanalyse stehen bleiben, sondern Lösungen erarbeiten und durch gemeinsames Handeln Hoff- nungsträger sein. Interessierte dürfen sich gerne direkt bei Elke Feld melden: e.feld@nehemia-team.de.

0 2 UKRAINE

22 Veränderte Menschen verändern die Region Wer so eine persönliche Veränderung erfahren hat, kann nicht einfach ein nor- males Leben weiterführen. Das habe ich auch so erlebt und bei vielen Teilneh- mern der „Schulen des Herzens“ oder den Studenten der Universität gesehen. Viele der Teilnehmer gründeten danach eigene Dienste, Gemeinden, Organisa- tionen und Unternehmen. Sie wurden zu Pionieren in unterschiedlichen Ge- sellschaftsbereichen und brachten Hoff- nung und Leben zu den Schwächsten der Gesellschaft. Hier nur drei Beispiele: Marina begann, Eltern von Kindern mit Beeinträchtigungen zu helfen. Somit konnten die Kinder dauerhaft in ihren Familien betreut werden. Sie gründete und leitete eine Kindertagesstätte, die inzwischen vom Sozialministerium zu einer Modelleinrichtung für andere Städ- te in der Ukraine erklärt wurde. Der ehe- maliger Student Sasha hatte die Vision, Waisenkindern zu helfen. Er gründete den Agape-Dienst, der seitdem großen Einfluss auf Tausende von Waisenkin- dern, junge Menschen, Adoptionsver- fahren und Pflegefamilien im Land hat. Iwan gründete nach der „Schule des Herzens“ eine Reihe von Rehaeinrich- tungen für Suchtabhängige und Straf- entlassene. Mein Engagement mit NGO Neemia Auch ich begann Waisenkindern zu hel- fen. Mit unserem lokalen nehemia team in Uzhgorod eröffneten wir WGs für jun- ge Erwachsene nach ihrer Zeit im Wai- senhaus. Dieses Modell wird inzwischen in der ganzen Ukraine angewendet. Wir eröffneten den ersten Kindergarten und die erste inklusive Grundschule auf der Basis der Montessori-Pädagogik. Ein Haus für Frauen und Kinder, die unter häuslicher Gewalt litten, wurde gegrün- det. Deshalb waren wir 2014 bei Kriegs- ausbruch vorbereitet, mehr als 1000 Binnenflüchtlingen zu helfen, die aus dem Kriegsgebiet fliehen mussten. Die NGO Neemia bewirkt nach- haltig positive Veränderungen im Bildungs- und Sozialsystem in der Region Transkarpatien. Wir sind Teil der Reformen, die dazu beitragen, dass alle Kinder, auch die mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen, in die Schulen integriert werden und die Lehrkräfte entsprechende Kompeten- zen aufweisen. Unser Schwerpunkt liegt auf einer inklusiven Bildung, bei der das Kind im Mittelpunkt steht. Mit unserer Organisation „Transkarpatien ohne Wai- sen“, verfügen wir über ein Netzwerk von zur Zeit 98 Familienwohngruppen mit Waisenkindern und Pflegefamilien. Unser Ziel ist es, dass bis 2026 alle staatlichen Waiseneinrichtungen ge- schlossen werden und die verwaisten Kinder in einem familiären Umfeld auf- wachsen können. Außerdem helfen wir Familien, die in Krisensituationen gera- ten sind, dass sie weiterhin gut für ihre Kinder sorgen können. Dazu sind wir ste- tig bemüht, eine effektive Infrastruktur von Organisationen und Kirchengemein- den aufzubauen, die die notwendigen sozialen Dienste leisten können. Zu- sammen mit der regionalen Verwaltung von Transkarpatien und den lokalen Ge- meinden sorgen wir für die Entwicklung und Umsetzung solcher Reformen. Und das ist fast beispiellos für unser Land. Als Direktor der NGO Neemia bin ich Mitglied des regionalen Komitees, das für die Reformen verantwortlich ist und alle anderen NGOs in der Region vertritt. Blühende Balkone Ich könnte noch viele weitere Geschich- ten von den zahlreichen positiven Ent- wicklungen erzählen. Von all den ehe- maligen Schülern, deren Leben sich verändert hat und die Einfluss auf ihre Familien, Gemeinden, Regionen und so- gar das ganze Land nehmen. Wenn ich heute im realen Leben die Orte meines Traums besuche, dann sehe ich Häuser mit blumengeschmückten Balkonen. Das graue Einerlei von damals ist bunter geworden. Die Zäune sind nicht mehr und ich sehe glückliche Familien und Kinder. Junge Menschen dürfen wieder träumen und ihren Weg frei wählen. Das Land hat wahrlich große Veränderungen erfahren. Aber es gibt noch viel zu träu- men und vor allem zu tun. Folgende Aussage begleitete mich da- bei, meinen Traum zu leben: „Solange man sich nicht engagiert und entschei- det, bleibt ein Zögern und die Möglich- keit, sich zurückzuziehen. Für jegliche Initiative und Kreativität gibt es eine grundlegende Wahrheit, deren Unkennt- nis unzählige Ideen und großartige Plä- ne tötet: in dem Moment, in dem man sich verbindlich engagiert, fügen sich die Dinge. Allerlei Hilfreiches ereignet sich, das sonst nie geschehen wäre. Die eigene Entscheidung löst ein Bündel von unvorhergesehenen Ereignissen, Begeg- nungen und materieller Hilfe aus, die man sich nie hätte träumen lassen.“ „Was immer du tun kannst oder träumst, es zu können, fang damit an! Mut hat Genie, Kraft und Zauber in sich.“ (J.W. v. Goethe) Tetiana Machabeli, Leiterin NGO Neemia Ukraine

24 AUF EINEN BLICK WIE ENGAGIERT SICH NEHEMIA THAILAND? • Home of Blessing, ein Zentrum für über 100 prostitutions- oder armutsgefährdete Mädchen (8-18 Jahre). Sie erhalten neben einer guten schulischen Bildung und lebenspraktischer Anleitung ein Umfeld, das eine gesunde körperliche, geistige und emotionale Entwicklung fördert. • Patenschaftsprogramm für Mädchen • Landwirtschaftliche Projekte zur Selbstversorgung • Jugendcamps und Begegnung • Begleitung und Beratung • Präventive Aufklärungsarbeit in den Bergdörfern • Schulungen und Seminare • Vernetzung und Begleitung von ehemaligen Bewohnerinnen Weitere Infos unter www.nehemia-team.org Projekte „Thailand“ THAILAND

26 UNSER JOINT VENTURE MIT DEM NEHEMIA TEAM SAYAN ERZÄHLT... Die ersten Anfänge Es ist nun schon über 30 Jahre her, als ich den ersten Kontakt mit dem nehemia team bekam. Eine kleine Reisegruppe um Hans Heidelberger suchte eine Kon- taktperson und Dolmetscher für ihren Trip nach Nordthailand. Die folgenden zwei Wochen waren der Beginn einer in- tensiven Freundschaft und Kooperation, die bis heute andauert. Damals profi- tierten viele der jungen Familien in Chai Borriboon, dem Dorf in dem ich Pastor war, von diesem Einsatz. Zu dieser Zeit prägten noch Wasserbüffel das Bild auf den Reisfeldern und Strom für das Dorf gab es nur abends mit Hilfe eines Gene- rators. Herzensbegegnung Das nächste Mal kam Hans mit seiner Frau Brigitte und ihren drei Kindern. Ich lebte inzwischen mit meiner Familie in ChiangKham, einer nahen Kleinstadt. Zu unseren eigenen Kindern hatten wir bereits junge Mädchen in unsere Fami- lie aufgenommen. Als Hans kam, war er überrascht, dass ich bereits sieben Kinder hatte! Ich musste ihm erklären, dass das nicht alles unsere biologi- schen Kinder waren, sondern dass wir diese Mädchen bei uns aufgenommen hatten, um uns um sie zu kümmern. Hatten wir doch im Stadtzentrum von Chiang Kham einen Ort ent- deckt, an dem viele Mädchen ihren Körper als Kinderprostituierte an- bieten mussten. Das erste Mädchen wurde uns durch einen lokalen Arzt ver- mittelt. Die 14-jährige war von den Zu- hältern brutal misshandelt und schwer verletzt worden. Wir entschlossen uns zu helfen und es wurde uns zu einer Her- zensangelegenheit, Kinderprostitution zu bekämpfen. Um unser Einkommen aufzubessern, hatte meine Frau Siriporn inzwischen einen Kindergarten eröffnet. Ermutigung aus Deutschland Ich erinnere mich noch gut an einen be- sonderen Moment, als Hans sich auf den Boden kniete und stellvertretend für die Männer, die unsere thailändischen Mäd- chen missbrauchten, um Vergebung bat. Er war sehr betroffen und es berührte ihn, dass wir solchen Mädchen helfen wollten. Er nahm unsere Geschichte mit nach Deutschland, um darüber zu be- richten. Wir begannen mehr und mehr die Notlage der jungen Mädchen in un- serer Stadt zu verstehen und erkannten, dass wir mehr tun mussten. Gott hatte unsere Herzen berührt. Durch Hans fühl- ten wir uns ermutigt. Wir waren nicht mehr alleine und wussten, dass es an- dere gab, deren Herz mit unserem ver- bunden war. Das „Home of Blessing“ wurde geboren Wir merkten mit der Zeit, dass mehr Platz nötig war, um noch weiteren Mädchen Zuflucht zu bieten und ihnen ein sicheres Zuhause und auch die Mög- lichkeit einer Schulbildung zu schaffen. Schließlich kam ein Brief aus Deutsch- land, in dem Hans uns die Finanzierung eines Grundstücks und eines Hauses für die Mädchen zusicherte. Das war die Ge- burtsstunde des „Home of Blessing“ und einer intensiven Kooperation zunächst mit der CGF (Christliche Gemeinschaft Fürth) und später mit dem nehemia team. Durch diese Kooperation konnten in den darauffolgenden Jahren nicht nur eine Reihe von Gebäuden entstehen, sondern auch immer mehr Mädchen aus verschiedenen Bergstämmen Nord- thailands Heimat finden. Sie kommen aus armen Verhältnissen, zerbrochenen Familien, sind Sozialwaisen oder an- derweitig in Not. Vor allem durch die Patenschaften über das nehemia team konnte auf diese Weise bisher hunderten von Mädchen ein guter Start ins Leben ermöglicht werden. Lebenspraktische Begleitung Das Programm des „Home of Blessing“ ist darauf ausgerichtet, die Mädchen in ihrer Entwicklung zu begleiten, sie in ihrer Persönlichkeit zu stärken und auf das Leben vorzubereiten. Sie können bis zur High School Grade 6 (etwa 18 Jahre) bleiben und erleben hier einen Ort der Hoffnung, Wertschätzung und Geborgenheit. Die Gefahr Opfer von Menschenhandel oder ähnlichen Risiken zu werden sinkt. Nach der Highschool können sie selbst entscheiden, ob sie eine Universität, eine technische Hoch- schule oder ein theologisches Seminar besuchen oder eine andere Ausbildung absolvieren wollen. Es hat sich gelohnt Durch die Kooperation mit dem nehemia team konnte das „Girl Care Project“ nun schon über 30 Jahre agieren und viele hundert Mädchen haben das „Home of Blessing“ besucht. Die meisten von ihnen sind zu selbstbewussten jungen Frauen herangewachsen. Sie leben heute über ganz Thailand verstreut und sind Multiplikatoren und Vertreterinnen einer neuen Generation von starken Frauen. Sayan & Siriporn Kusavadee, Leiter des „Home of Blessing“

28 DIE DAYAKS LEBEN ZWISCHEN GEISTERGLAUBE UND MODERNE Borneo ist die drittgrößte Insel der Welt und wird gleich drei verschiedenen Län- dern zugeordnet: der größte Teil der Insel gehört zu Indonesien (539 460 qm), der nördliche Bereich zählt zu Ma- laysia (198 159 qm) und ein kleiner Teil im Nordwesten gehört zu Brunei (5765 qm). Staatssprache Borneos ist Bahasa Indonesia. Die Ureinwohner der Insel, die protomalaysische Bevölkerung, wer- den als Dayak bezeichnet und zählen cir- ca drei Millionen Mitglieder, die sich in neun Volksgruppen unterteilen: die Iban, Bidayuh, Kayan, Kelabit, Kenyah, Ngaju, Penan, Punan und die Sihan. Der Glaube der Dayak Heute zählen circa 73% der Inselbevöl- kerung als Muslime, fast 20% als Chris- ten, 3,5% als Animisten und jeweils etwa 2% als Hindus oder Buddhisten - doch die ursprüngliche Weltanschauung der Inselbewohner war der Animismus. Die- ser übt bis heute einen großen Einfluss auf das Weltbild der Menschen aus, egal welcher Religion sie sich zugehörig fühlen. Im Animismus bilden die ma- terielle und die spirituelle Welt eine Einheit. Nach dem Tod ist der spirituelle Anteil keinem Körper mehr zugeordnet und wird zum Ahnen oder Geistwesen (Antu), das neben Naturgeistern, Göttern und weiteren mythologischen Wesen in der spirituellen Welt existiert. Diese We- sen nehmen Einfluss auf das Leben und Geschehen der Menschen und müssen daher durch Opfergaben wohl gestimmt werden. Verhält sich ein Mensch “böse” oder tut er etwas Verbotenes, beschwört das den Zorn der Geister herauf, was ne- gative Auswirkungen (wie Krankheiten oder Unglück) auf das Leben und darü- ber hinaus hat. Rituelle Kopfjagd Ein Ritus im Besonderen hat den Day- aks einen Ruf als wild und gefährlich verschafft: die Kopfjagd. Dabei ging es den Dayaks weder um Eroberung um Grausamkeit. Der Kopf eines Menschen war vielmehr eine wertvolle Opfergabe, um die Geister und Gottheiten zu be- schwichtigen. In großer Not oder bei besonders schlimmen Vergehen, wie Vergewaltigungen, war ein mächtiges Opfer vonnöten. Der Schädel wurde als der “Sitz der Seelenkraft” angesehen und somit als ein mächtiges, spirituelles Objekt, das dazu in der Lage war, ganze Familien oder Stämme zu beschützen. Die Kopfjagd ist heute natürlich verbo- ten und wird nicht mehr praktiziert, die animistischen Glaubensansätze und kleinen Opfergaben an die Geister gibt es aber immer noch. Dayaks in der Gegenwart Heute praktizieren die Dayaks in erster Linie Wanderfeldbau und leben vom An- bau landwirtschaftlicher Produkte wie Bergreis, Mais, Pfeffer, Kautschuk oder auch der Jagd sowie dem Fischfang. Während einige Dayakstämme bis heute sehr zurückgezogen leben, haben viele Dayaks ihre traditionelle Lebensweise aufgegeben und leben in den großen Städten Borneos. Immer mehr Jugend- liche aus entlegenen Dörfern besuchen weiterführende Schulen und erhalten Ausbildungen und Wissen, das ihre Vor- fahren nie kannten. Zugleich sehen sie sich mit einem immensen Wertewandel konfrontiert: in den Dörfern sind Harmo- nie, friedliches Zusammenleben, Kon- fliktvermeidung und Respekt essentiell, während in den Städten das Zusammen- leben ganz anders aussieht. Viele Day- aks leben heute zwischen zwei Welten und fühlen sich orientierungslos. Hinzu kommt noch, dass die zunehmende Vernichtung des Regenwalds auf- grund der Schaffung riesiger Palm- öl-, Kautschuk- oder anderer Plan- tagen dazu führt, dass die Dayaks ihren bisherigen Lebensraum verlie- ren. Folglich landen sie oft als Arbeiter auf den Plantagen - ein Kreislauf, der die Dayaks in Armut, Entwurzelung und Perspektivlosigkeit führt. Um diese Spi- rale zu durchbrechen und neue, gesün- dere Perspektiven für Land und Leute zu schaffen, setzt die Entwicklungszusam- menarbeit mit den Dayaks holistisch auf ökologischer, sozialer und ökonomischer Ebene an. Florentina Mannchen

der Großunternehmer ihr Leben fristen müssen, benötigen sie ein neues Selbst- bewusstsein und gute Bildung. Wir als nehemia team werden auch in Zukunft unser Möglichstes tun, um sie darin zu unterstützen und die Zukunftsperspekti- ven der Kinder nachhaltig zu verbessern, indem wir uns weiterhin für den Aufbau von Kindergärten in entlegenen Regen- walddörfern engagieren. Bei meiner Abschiedsrede in einem der Dörfer auf dieser Reise appelliere ich an den Stolz der Dayaks: „Wo bleibt ihr stol- zen Dayak-Krieger? Steht auf und kämpft für eure Kinder! Nicht mit Waffen. Die Blasrohre der Vergangenheit schützen nicht mehr. Aber wenn ihr euch weigert, euer Land an die Konzerne zu verkaufen, bleibt zumindest noch ein kleines Stück dieses Paradieses erhalten“. Hans Heidelberger 30 Bei diesem Einsatz lernen sie Ibu Luisa kennen. Die alleinstehende Pastorin zeigt ein großes Herz für Kinder und ge- meinsam mit ihr entsteht der Plan einen Kindergarten in ihrem Dorf zu bauen. Januar 2011 – Ein großer Schritt für unsere Entwicklungsprojekte mit den Dayaks ist der Umzug von Wolfgang und Heidi Oelschlegel nach Kuching – und später 2015 auf die indonesische Seite der Insel nach Sanggau, wo sie bis heu- te ein Schülerheim für Dayak-Kinder aus den entlegenen Regionen leiten, damit diese eine gute Schulausbildung genie- ßen können. Sie werden zum Dreh- und Angelpunkt der Aktivitäten des nehemia teams auf Borneo Durch ihr leiden- schaftliches Engagement hat sich die Lebenssituation der Dayaks durch die Entstehung von Kindergärten in vielen Dörfern nachhaltig verbessert. April 2016 – Im Rahmen einer weiteren Besuchsreise mache ich in Melingkat Station und treffe dort Ibu Luisa wieder. Sie und ihre Mitarbeiterinnen wurden inzwischen von Aran & Daniel Tan und Wolfgang Oelschlegel im Bereich der Montessoripädagogik ausgebildet. Be- geistert sitze ich unter den vielen klei- nen Kindern, die zu dem inzwischen gut ausgestatteten Modellkindergarten gehören. Ich staune über die Ruhe und Selbständigkeit der Dayak-Kinder und das hohe Niveau des Kindergartens. Modernste Pädagogik - mitten im Ur- wald! Dieser Kindergarten wird auch für Schulungs- und Demonstrationszwecke genutzt. Durch eine Vielzahl weiterer Schulungen, durchgeführt von Aran Tan, und weitere Begleitung ist daraus inzwi- schen ein Netzwerk mit Kindergärten in über 10 Urwalddörfern entstan- den, das eigenständig von Ibu Luisa und ihren lokalen Mitarbeiterinnen betreut wird. August 2016 – Wieder einmal besucht ein deutsches Team die Insel - und nicht zum ersten Mal wird es von Norbert Knöll geleitet. Auch ihn verbindet eine langjährige Geschichte mit dieser Insel. Über diese Teambesuche, sowie über Praktika konnten schon viele junge Er- wachsene aus Deutschland einen Blick in diese fremde Welt werfen und da- durch eine kulturübergreifende Ver- stehens- und Blickweise bekommen. Auch die neuseeländischen nehemia Mitarbeiter Peter und Arna Mountain besuchen immer wieder die Dörfer auf Westkalimantan, um vor allem die Lei- ter und Mitarbeiter der christlichen Ge- meinden zu begleiten und neue Impulse, auch zu Themen wie Ehe und Familie, weiterzugeben. Oktober 2018 – Meine bisher letzte Reise auf diese faszinierende Insel mit ihren tollen Bewohnern: 33 Jahre nach meinem ersten Besuch hat sich Borneo drastisch verändert. Anstatt stunden- lang auf Flüssen durch den tropischen Regenwald zu fahren, bewege ich mich nun stundenlang durch beinahe endlose und öde Palmölplantagen. Von der para- diesischen Natur ist nicht mehr viel üb- riggeblieben. Über 50% des ursprüng- lichen Regenwalds auf Borneo wurde vernichtet! Die Edelhölzer sind abge- holzt, Monokulturen, Alkoholismus und Verelendung der indigenen Bevölkerung sind vorherrschend. Die Hoffnung und Zukunft dieses Teils der Erde liegt einmal mehr bei der nächsten Generation, den Kindern. Damit sie nicht als Tagelöhner und Arbeitssklaven auf den Plantagen MONTESSORI IM REGENWALD Um die enormen Veränderungen in der Gesellschaft der Dayak positiv zu bewältigen, braucht es Menschen, die mit gesundem Selbstbewusstsein die Herausforderungen ange- hen. Menschen, die ihre Fähigkeiten und Begabungen ken- nen und diese zum Wohl von anderen einsetzen. Die Grund- lagen für diese Kompetenzen werden in der frühen Kindheit gelegt. Daher engagiert sich das nehemia team in Borneo für zehn Kindergärten mit einer kindgerechten Pädagogik, wel- che auf der Montessori-Pädagogik aufbaut. Entsprechend des positiven Menschenbilds der Montesso- ri-Pädagogik gehen die Erziehenden davon aus, dass jedes Kind eine in sich wohnende Kraft hat, die es befähigt seine Persönlichkeit zu entfalten und die eigenen Potentiale zu ent- decken. Die Aufforderung des Kindes lautet: „Hilf mir, es selbst zu tun.“ Die Kinder werden in ihren unterschiedlichen Lebens- welten mit ihren individuellen Entwicklungsgeschichten be- gleitet und unterstützt. Die Montessori-Pädagogik bietet eine entsprechende Umgebung für die Kinder mit all ihren Fähig- keiten und Lernstilen. Dabei sind die bewährten Prinzipien pädagogischer Arbeit wie z.B. Selbsttätigkeit, entdeckendes Lernen, die Erfahrung von Selbstwirksamkeit, Partizipation, Kommunikation und Kooperation sowie Lebensnähe wichtig. Es werden nicht nur Wissensinhalte, sondern auch Charak- terstärke und Werte vermittelt, die die Kinder befähigen, in der Gesellschaft positive Veränderungen durch Integrität und Glaubensstärke zu bewirken und somit ein lebenswertes Bor- neo zu erhalten.

32 WÜRDE FÜR DIE ALLERLETZTEN RAJAS STORY Dreh und Angelpunkt im indischen ne- hemia team, das inzwischen offiziell als „Association for Poor People Liberation Effort“ registriert wurde, ist Rajasekhar Gudala. Schon bevor er Ende der 90er Jahre den Kontakt mit John MacFarlane und dem deutschen nehemia team be- kam, engagierte er sich für die Belange der Dalits – einer Bevölkerungsgruppe, die in Indien den letzten Platz im Kasten- system einnimmt (s. Bericht). Das Schicksal ein Dalit zu sein Raja (47) wurde in einer Dalit-Familie ge- boren. Er musste schon als Kind leidvoll erleben was es bedeutet, dieser Kaste anzugehören. Er wurde ausgegrenzt und abfällig behandelt. Gute Ausbildung und Jobs waren meist den Angehörigen hö- herer Kasten vorbehalten. Die Mitglieder seiner Familie mussten die unwürdigs- ten Arbeiten verrichten. Von manchen wurden sie als „Unberührbare“, nicht einmal als Teil der Gesellschaft betrach- tet. Selbst heute noch kann es passie- ren, dass ein Mitglied einer bestimmten Hindu-Kaste sich einem Reinigungsri- tual unterziehen muss, nur weil ihn der Schatten einer Dalit-Person gestreift und damit „verunreinigt“ hat. Schmerzliche Erfahrungen Raja erzählt nicht gerne von den schmerzlichen Erfahrungen seiner Ju- gend, die sich tief in seine Seele einge- brannt haben. Er musste miterleben, wie Dalits misshandelt und ihre Häuser an- gezündet wurden. Ein Familienmitglied wurde vergewaltigt. Weil die junge Frau eine Dalit war, hatte die Polizei nichts dagegen unternommen. Er selbst wurde von Hindus kriminalisiert und kam für kurze Zeit ins Gefängnis. Und das nur aufgrund seiner Dalit-Zu- gehörigkeit und seines christlichen Glau- bens. Unterstützung durch das nehemia team Wenn er auf das nehemia team zu spre- chen kommt strahlen seine Augen. In den vergangenen 20 Jahren hat er viel Unterstützung im Einsatz für „seine“ Dalits erfahren. John MacFarlane und später, nach dessen Tod besonders dessen Frau Carri, die er liebevoll Mum Carri nennt, waren wie Eltern für ihn. Diese Annahme hat ihm geholfen, seine eigene Würde wieder zu erlangen. Be- sonders sein tiefer Glaube, der seit einer Schülerfreizeit 1988 sein Leben immer mehr erfüllt und prägt, hat ihm geholfen, sich und andere als „Geschöpfe Gottes“ anzunehmen, wertzuschätzen und zu lieben, anstatt sie wertend in Kategorien einzuteilen. Seine besondere Liebe gilt aber nach wie vor den Dalits, mit deren Nöten er sich besonders identifiziert. Kinder brauchen Hilfe So hat er sich gemeinsam mit seiner Frau Ebba entschlossen, Kinder die ähn- lich wie er aufwuchsen, buchstäblich aus dem Schmutz zu ziehen und zu be- gleiten. Seine Vision und Leidenschaft ist, die neue Dalit-Generation in einem neuen (Selbst)-Bewusstsein aufwachsen zu sehen. Kinder ohne elterliche Fürsor- ge sollen die Möglichkeit bekommen, eine gesunde und stabile Persönlichkeit zu entwickeln. Dazu wurde mit Unter- stützung des nehemia teams in Rajah- mundry inzwischen ein Kinderzentrum und eine siebenklassige Schule auf- gebaut. Es gibt viel zu tun für Raja, der sich seit dem Schlaganfall seiner Frau Ebba auch noch vermehrt um die Ver- waltung der Projekte kümmern muss. Dazwischen chauffiert er mit dem eige- nen Schulbus auch noch viele der 250 Schüler zur Schule. indischen Bildungssystem Mit Bildung gegen Armut Im ist es oft so, dass die Kinder nur mit Fakten „gefüttert“ werden. Raja ist aber die Ganzheitlichkeit von Körper, Seele und Geist sehr wichtig. Er vermit- telt Wertschätzung, Selbstvertrauen und Würde – schon bei den Kleinsten. Ohne gute Bildung sieht er für sie kaum eine Möglichkeit der Armut zu entkom- men. Nicht weit entfernt befindet sich ein Slum. Auch wenn die farbenfrohen Saris der Frauen etwas anderes suggerieren: Die meisten der dort lebenden Dalits sind im wahrsten Sinn des Wortes bet- telarm. Dieser Ort liegt Raja besonders am Herzen. So oft wie möglich ist er vor Ort, um Lebensmittel, Kleidung für Wit- wen zu bringen und für sauberes Wasser zu sorgen…und den Menschen von der Liebe Gottes zu erzählen. Seine Vision ist es, auch dort eine Schule zu eröffnen. Inspiration durch das internationale Netzwerk Raja hat eine ganze Menge bei den verschiedenen Treffen des Nehemiah International Network gelernt. Das Ken- nenlernen und Anteilnehmen, der Er- fahrungsaustausch, die Teamarbeit aber auch die gemeinsam verbrachte Freizeit, haben ihn sehr bereichert und immer wieder gestärkt. Auch die Erfahrung, dass die Begegnungen „auf Augenhöhe“ stattfinden, schätzt er sehr. So konnte er mit vielen Mitarbeitern des Internationa- len Nehemia Netzwerks Freundschaft schließen – und man spürt, es tut ihm gut, nicht alleine auf dem Weg zu sein. Kurz vor Drucklegung erreichte uns die traurige Nachricht von Rajas Tod.

34 DIE DALITS UNTERSTES GLIED IM INDISCHEN KASTENSYSTEM Offiziell wurde das indische Kastensys- tem bereits 1948 abgeschafft, die Reali- tät ist eine andere. Nach wie vor werden Menschen in Kasten, also Gesellschafts- schichten eingeteilt, die automatisch mit bestimmten Rechten, Pflichten und Privi- legien versehen sind. Von Geburt an bis zum Lebensende gehört und bleibt man der Kaste der Eltern an. Mit deutlichem Abstand zur nächst- höheren Kaste stehen die Dalits, die „Unberührbaren“, an unterster Stelle. Sie gelten im Hinduismus als unrein und sollen daher nicht berührt werden. Sie verrichten die niedrigsten Arbeiten, wie Latrinen reinigen oder Müll beseitigen, viele davon werden als Landarbeiter aus- gebeutet. Der Begriff „Dalit“ kommt von dem Sanskrit-Wort „dal“ und wird übersetzt mit „zerbrochen“, „zerrissen“, „zerdrückt“, „vertrieben“, „niedergetreten“, „zerstört“ und „der Zur-Schau-Gestellte“. Da nur wenige der Dalit-Kinder eine ausreichende Schulbildung erhalten, ist Analphabetismus und Kinderarbeit bei den Dalits sehr verbreitet. Sie wer- den vielerorts vom gesellschaft- lichen Leben ausgeschlossen. Die meisten leben in abgesonderten Sied- lungen außerhalb der Ortschaften in großer Armut, vor allem auch in länd- lichen Gebieten. Sie werden beläs- tigt, attackiert oder sogar ermordet. Zwar haben es einige Dalits in hohe Regierungspositionen geschafft, aller- dings sind derartige Erfolgsgeschichten eher die Ausnahme. DIE FREIHEITSSCHNEIDEREI EMPOWERMENT FÜR DALIT-FRAUEN Ein selbstbestimmtes Leben in Wür- de zu führen ist der Wunsch vieler Frauen in Indien. Ein erster Schritt besteht in finanzieller Unabhängigkeit. Und wie überall braucht man dazu eine gute Ausbildung. Hier setzt das nehe- mia team gemeinsam mit der indischen Organisation “7 Fruits Foundation” an und bietet Dalit-Frauen die Möglichkeit, sich zur Schneiderin und Näherin aus- bilden zu lassen. Diese Ausbildung soll die Eigenständigkeit fördern, indem sie ein Leben in größerer finanzieller, so- zialer und emotionaler Unabhängigkeit ermöglicht. Nach der Ausbildung kön- nen sich die Frauen als Schneiderinnen selbständig machen oder eine Anstel- lung suchen. Das eigene Einkommen ermöglicht ihnen einen solideren Stand in der Gesellschaft. Die Grundausbildung dauert drei Monate. Darüber hinaus wer- den die Frauen eingeladen, an einem Mentoren- Empowerment- Programm teilzunehmen, das ihnen da- bei hilft, persönliche Stabilität zu erlan- gen. Durch diese Kombination werden Frauen befähigt dem Zyklus von Unter- drückung und Armut zu entkommen, alleinerziehende Mütter erlangen soziale Sicherheit in Bereichen wie Gesundheit, Lebensunterhalt und Kinderfürsorge und junge unverheiratete Frauen werden befähigt, ein eigenständiges Leben in Würde zu führen. und Die 20-jährige Divya, eine der Kursteil- nehmerinnen, berichtet: Ich habe keinen Vater mehr, meine Mutter muss als Ta- gelöhnerin arbeiten, um für mich und meinen jüngeren Bruder zu sorgen. Sie verdient ca. INR 200 (2,30 Euro) pro Tag, was es sehr schwer für sie macht eine Familie damit zu versorgen. Glück- licherweise konnte ich einen Schulab- schluss machen, aber ich habe bisher keinen Job gefunden. Ich bin die Älteste und fühle mich auch verantwortlich mei- ne Familie zu unterstützen. Als Frau in einer patriarchischen Gesellschaft wie dieser ein gutes Leben zu führen ist sehr schwer. Vor allem auch, wenn kein Vater da ist, der sich um die finanzielle Versor- gung kümmert. Ich will meiner Mutter helfen, damit sie nicht mehr so hart ar- beiten muss. Deshalb lasse ich mich hier zur Schneiderin ausbilden. Das wird unsere finanzielle Situation nach- haltig verbessern und mir persönlich auch für die Zukunft helfen.

36 BILDUNG VERÄNDERT LEBEN EIN INTERVIEW MIT MUAZZAM JOHN Muazzam, wie hat damals alles begonnen? Den Anfang unserer Zusammenarbeit machte eine Begegnung mit Giancar- lo Elia aus Großbritannien. Er lud uns 2008 ein, an einem internationalen ne- hemia Treffen in Thailand teilzunehmen. So kamen wir mit dem nehemia team Deutschland in Verbindung. Was ist dir im Kontakt mit dem nehe- mia team wichtig geworden? Wir spürten schnell, dass wir hier gut aufgehoben sind. Die persönliche Be- ziehung zu Hans Heidelberger und dem gesamten Team hat uns viel über lebens- verändernde Prozesse gelehrt und vor al- lem darüber, dass der Mensch wichtiger ist als das Projekt. Ein Highlight für mich war, mit einem kleinen Team internatio- naler nehemia Mitarbeiter eine Woche lang nach Deutschland zu einer ge- meinsamen Schulung zu kommen. Wir lernten gemeinsam, spielten, lachten, und teilten unser Leben. So erleben wir das nehemia team als große Familie, in der man auch füreinander Sorge trägt und nicht nur die Projekte im Blick hat. Auch die Begleitung meiner Familie und das Wahrnehmen unserer Bedürfnisse schätze ich sehr. Wofür schlägt dein Herz, Muazzam? Unser Herzensanliegen war und ist es, Kindern die Chance auf Bildung zu geben, damit sie den Armutskreislauf durchbrechen. Ihr müsst euch vorstellen, dass es bei uns in Pakistan immer noch sehr viele Menschen gibt, die weder le- sen noch schreiben können. Die Alpha- betisierungsrate liegt bei nur etwa 60%. Das Problem ist meistens, dass von vie- len Familien das Schulgeld nicht bezahlt werden kann. So landen die Kinder oft in der Kinderarbeit oder sogar auf der Stra- ße. Manche werden von Terrororganisa- tionen rekrutiert. Was habt ihr konkret dagegen unter- nommen? In den letzten Jahren konnten wir bereits 3 Schulen mit über 700 Jungen und Mädchen eröffnen. Entgegen der Norm liegt der Anteil der Mädchen in unseren Schulen bei über 50%. Wir helfen auch armen christlichen Familien. Viele leben unterhalb der Armutsgrenze, wohnen in abgelegenen Gegenden und die Kinder haben kaum eine Chance auf Bildung. Diese Familien erleiden oft Ablehnung wegen ihres Glaubens und haben unter anderem auch deshalb wenig Möglich- keiten gute Jobs zum Geldverdienen zu bekommen. Wichtig für uns ist, dass wir den Familien erstmal aufzeigen, dass die Kinder eine bessere Zukunft erwartet, wenn sie eine Schulausbildung machen und gute Jobs bekommen. So können sie später auch ihre Familien mitversor- gen. Wie sieht die Begleitung der Kinder praktisch aus? Unser Auftrag endet nicht nach Ab- schluss der ersten Schulklassen. Viel mehr wollen wir die Kinder so lange be- gleiten bis sie bestenfalls das College ab- geschlossen und eine Arbeit gefunden haben. Dafür suchen wir den Kontakt zu Firmen, die entsprechende Arbeits- stellen anbieten können. Dadurch konn- ten wir schon vielen Kindern zu einer angemessenen Schulbildung und dem Einstieg ins Arbeitsleben verhelfen und nachhaltig auch die Situation in unse- rem Land verbessern. Muazzam John ist Leiter von Nehemiah Trust Pakistan. Das Interview führte Thomas Tschaftary im März 2021 EINE NEUE CHANCE FAISALS STORY Mein Name ist Faisal. Ich habe eine Tochter, sie heißt Muskan Faisal. Meine Frau verließ mich als meine Toch- ter erst ein Jahr alt war. Da ich mich um sie kümmern musste, verlor ich meinen Job. Nach einiger Zeit war unser Geld aufgebraucht und wir begannen unser Mobiliar zu verkaufen. Zuletzt konnten wir weder unsere Miete bezahlen noch etwas zum Essen kaufen. Dann kamen wir über einen christlichen Bekannten, der uns erstmal mit 100 Rupien (weni- ger als ein Euro) über die Runden half, mit Muazzam John und seiner Frau Shumaila in Kontakt. Unsere Geschich- te berührte sie und sie halfen uns ganz praktisch aus unserer finanziellen Mise- re, bezahlten die Miete für einen Monat, gaben uns zu essen und zu guter Letzt bekam ich einen Job als Autowäscher. So konnte ich arbeiten und für meine Tochter sorgen. Was für ein Glück für uns! Mittlerweile können wir wieder ein geordnetes und normales Leben führen. Meine Tochter besuchte eine Inter- natsschule und konnte sogar ein Studium beginnen. Ich bin dem Ne- hemiah Trust Pakistan von Herzen dankbar, dass wir diese Chance be- kommen haben.

38 MEINE CHANCE AUF EINE BESSERE ZUKUNFT PAULS STORY Ich bin Paul Otieno und wurde 1996 in Kibos, Kisumu/Kenia geboren. Ich gehö- re zum Stamm der Luo, einem Stamm, der in Kenia für seine Liebe zum Fisch bekannt ist. Da ich am Viktoriasee gebo- ren bin, haben wir als Kinder in kleinen Flüssen geangelt, was sehr viel Spaß gemacht hat. Meine Mutter starb 1997, ein Jahr nach meiner Geburt. Ich kenne sie nur von Bildern. Immer wenn ich an sie denke, werde ich sehr emotional. Mir wurde ge- sagt, dass ich von meiner Tante gestillt wurde. Ich erinnere mich nicht gerne an meine harte Kindheit. Schon früh wurde ich von meinen älteren Geschwistern getrennt, da sie gezwungen waren, sich Arbeit zu suchen, um für ihren Lebens- unterhalt zu sorgen. Inzwischen sind sie alle gestorben und ich bin der letzte, der von unserer Familie übriggeblieben ist. Es ist nicht leicht für mich ohne Familie zu sein. 2001 wurde ich eingeschult. Da ich sehr intelligent war, konnte ich gleich eine Klasse überspringen und wur- de in der Grundschule von meinen Lehrern wegen meiner Aufgewecktheit im Unterricht sehr geschätzt. Ich durfte auch dem Miwani-Waisenclub beitreten. Der Club bot uns Aktivitäten wie Baum- pflanzaktionen, religiöse Aktivitäten und andere Treffen. Über diesen Club wurde ich 2002 in das Kinderprogramm des kenianischen nehemia teams vermittelt. Ein Geschenk Gottes, wie ich es emp- fand, denn wir waren ungefähr 400 Schüler in unserem Club und nur sechs von uns bekamen diese Chance. Auf der Farm von Nehemiah Internatio- nal Kenya wurden wir auf verschiedene Familien aufgeteilt. Die Eingliederung in die Familie war für mich anfänglich eine Herausforderung, aber mit der Zeit kam ich gut zurecht. In der Gemeinschaft auf der Miwani-Farm konnte sich unser Le- ben in vielen Bereichen entwickeln. Ne- ben meiner neuen Familie waren wir an verschiedensten Aktivitäten der Farm- gemeinschaft beteiligt: Fußballspielen, Schwimmen, Säubern des Geländes, Be- arbeiten des Obstgartens und auch Mel- ken der Kühe in der Molkerei. Ich erleb- te eine neue Art von Gemeinschaft und Miteinander. Aber auch Kinder- gottesdienst und Bibelstudium und die Erfahrung, geliebt und angenommen zu sein, ermöglichten mir nach meiner Lei- denszeit eine gute Jugend. Auch meine Ausbildung kam nicht zu kurz. Nachdem ich 2013 meinen Highschool-Abschluss in der Tasche hatte, kam ich 2014 für einige Monate zurück, um auf der Farm zu helfen. Im August 2015 begann ich ein Studium für Lehramt, das ich im Dezember 2021 abschließen werde. Zusätzlich unterstütze ich auf der Farm den Geschäftsführer Michael Ndeda, der mir die Möglichkeit gegeben hat, hier mitzuarbeiten, um weitere Erfahrung zu sammeln und mich zu qualifizieren. Der Einsatz auf der Farm macht mir viel Freu- de. Sie ist mir zu einer echten Heimat ge- worden. Zuletzt will ich all denen danken, die mich unterstützt haben. Sie haben mir nach meiner schweren Kindheit eine großartige Zukunftsperspektive ge- schaffen – eine Chance, die ich un- bedingt weiter nutzen möchte!

aber auch dazu dienten, neue Wege zu entdecken. Das Bildungsprogramm ist der wichtigste Baustein von Nehe- miah International, um Kindern verarm- ter Familien eine Zukunftsperspektive zu schaffen und Talente zu fördern. Inzwischen erstreckt sich das Förder- programm von der Grundschule bis zur College-Ausbildung. Es ist ganz- heitlich und inklusiv angelegt, um die Bildungsbedürfnisse der Kinder, Teenager und jungen Erwachsenen zu erfüllen. Durch dieses Programm, das überwiegend durch Patenschaften finanziert wird, wurden bisher 42 Kinder gefördert. Michaels Traum Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft für die Menschen der Provinz Nyanza liegt auf der nächsten Generation. Und das geht nur mit guter (Aus-)Bildung und gestärkten Persönlichkeiten. Michael hat inzwischen seinen Job als Dozent an der Uni aufgegeben, um sich ganz diesem Projekt und den jungen Men- schen zu widmen. Sein breites Lächeln wirkt manchmal etwas verlegen, wenn er von der Not der armen Familien be- richtet, die in den Lehmhütten der Nach- bardörfer leben. Wenn er von seinen „nehemia Kids“ erzählt, die bereits ihren Uni-Abschluss geschafft haben, leuch- ten seine Augen. Fragt man ihn nach seinem Traum, zieht sich seine Stirn etwas in Falten. Er will sehen, dass die- ses Projekt reift und wächst und noch viel mehr Kinder und Jugendliche aus der Gegend die Chance bekommen, ihr Potenzial zu entfalten. Dazu brauchen sie Partner, die sie dabei unterstützen. Spätestens beim Verabschieden ist sein breites, zuversichtliches Lächeln wieder zurück. Auch wenn ihm bewusst ist: der Weg in eine bessere Zukunft ist steinig und mühsam – ähnlich wie der Rückweg der Gäste nach Kisumu. Dazu braucht es Geduld. Den langen Atem hat er bewiesen. Danke, Michael! 40 Lebensmittel- und Futterproduktion Wer über das Farmgelände spaziert, trifft schnell Bewohner der Farmgemein- schaft bei der Arbeit. Neugierig und freundlich wird jeder Gast gleich ange- sprochen. Über 16 ha der Farmfläche werden momentan landwirtschaftlich genutzt. Neben Mais werden vor allem Tomaten, Wassermelonen, Zwiebeln und verschiedenes Gemüse angebaut. Als Vertragspartner von „Twiga Foods“ (einer Plattform für einen effizienten, fairen und transparenten Markt) soll die Landwirtschaft weiter ausgebaut und auch modernisiert werden, z.B. durch eine entsprechende Tropfbewässerung. Milchwirtschaft und Geflügelhaltung Neben der bunten Vogelwelt, den Affen, die ab und zu die Farm überfallen, um Mangos zu plündern, leben hier auch 14 Kühe und jede Menge Hühner. Milch, Eier und Fleisch werden verkauft und sind ein kleiner Beitrag für die regiona- le Versorgung. Zunehmend wird von Milchwirtschaft auf Nachzucht umge- stellt. Die Tierhaltung bietet jungen Men- schen auch die Möglichkeit für Praktika. Viele der „nehemia Kids“ konnten so in ihren Schulferien Fertigkeiten für ihr spä- teres Leben erwerben. Auch die kleine Bäckerei und die Fremdenzimmer schaf- fen Praktikums- und Lernmöglichkeiten für junge Menschen aus der Gegend. Bunte Farben, exotische Gerüche, unge- wohnte Klänge Beim Rundgang stößt man im Zent- rum auf die kleine Kirche – kein sakra- ler Raum, kein Kirchturm, sondern ein schlichter Raum mit Bänken, der auch für jegliche Art von Gemeinschafts- events genutzt wird. Dies ist der Ort, der alle, die auf der Farm leben mitein- ander verbindet. Sonntags kommt man herausgeputzt, in bunten Kleidern, zum Gottesdienst. Nicht nur die Farmbewoh- ner, sondern auch viele Besucher aus den umliegenden Dörfern wiegen sich im Takt der Trommeln zu den typischen kenianischen Wechselgesängen. Die Predigt, die Lieder und die Gemeinschaft geben Kraft für die oft großen Heraus- forderungen im beschwerlichen Alltag. Nach dem Gottesdienst haben Michael, seine Frau Benter und das Leitungsteam der Gemeinde immer ein offenes Ohr für die Nöte der Besucher. Und eines ist si- cher: Spätestens jetzt wird man als Gast auf der Farm zum abendlichen „Ugali- Essen“ in eine der Familien eingeladen. Patenschaftsprogramm für Kinder Mentoring, Begleitung und Förde- rung der jungen Generation war nicht nur das Motto zu Beginn dieses Pro- jekts, das in den Jahren seines Beste- hens manches Auf und Ab erlebt hat. Michael und seine Mitarbeiter standen oft vor großen Herausforderungen, die

42 Kleiner Aufwand - große Wirkung Das nehemia team arbeitet mit dem Verein Creuset d’Eveil in Burkina Faso zusammen, um die Lebenssituation der Menschen in Dedougou zu verändern. In erster Linie geht es um Empowerment und Unterstützung von Frauen und jun- gen Müttern und ihren Kindern. Oft sind es die kleinen Dinge, die mit wenig Auf- wand große Veränderung in den harten Lebensalltag der Frauen und Kinder brin- gen. Fanta Yanna, die das Kinderzentrum und auch eine Fraueninitiative in Burkina Faso initiiert hat und von Deutschland aus mitbetreut, erzählt uns: Während unseres letzten Heimatbe- suchs in Burkina Faso hatte unsere Tochter Geburtstag. Sie war sehr traurig, denn es gab keine Möglichkeit einen Ge- burtstagskuchen für sie zu backen. Nun mussten wir kreativ sein. Wir setzten eine Kuchenform in einen mit heißem Sand gefüllten Topf auf das Feuer. Und tatsächlich, der Kuchen gelang und der Geburtstag war gerettet. Nach diesem Erlebnis dachte ich: So etwas darf nicht mehr vorkommen! So haben wir mit der Unterstützung des nehemia teams einen speziellen Holzbackofen bauen lassen, um unter anderem jedem Kind in unserem Kinderzentrum mindestens eine Mahlzeit am Tag anbieten zu kön- nen und natürlich auch um leckeren Ku- chen zu backen. Der Holzofen ist eine große Bereicherung, nicht nur für die Kinder. Nun kann auch Brot gebacken werden und sogar die Dorfbewohner können einmal in der Woche Brot und Kuchen für ihren Eigenbedarf einkaufen. So ist nicht nur den Kindern geholfen. Aus wenig wurde auch hier wieder ganz viel. Kurz nach Gründung unserer Frauenin- itiative kam eine Frau zu einem Treffen und berichtete ihren Mitstreiterinnen ganz stolz, dass sie in den vergangenen Tagen das erste Mal etwas geschafft hat- te, was zuvor nur mit Unterstützung ih- res Mannes möglich war. Sie hatte von ihrem selbst erwirtschafteten Geld ein gutes Essen zubereitet und da- mit die ganze Familie versorgt. Sonst war es so, dass sie von dem Geld, das ihr Mann abends mit nach Hause brachte, abhängig war. Und das war oft zu wenig. Dadurch kam es häufig zu Streitigkeiten. Sie war es leid, immer wieder bei ihrem Mann um Geld betteln zu müssen. Nun hatte sie durch die Fraueninitiative eine Möglichkeit, eigenverantwortlich für ein Einkommen zu sorgen. Außerdem stär- ken die Zusammenkünfte und das ge- meinsame Arbeiten auch ihren Selbst- wert als Frau. Einige andere Frauen berichteten ebenfalls von den positiven Entwicklungen für sie selbst und ihre Fa- milien. Letztes Jahr konnten wir in meiner Heimatstadt Dedougou eine solarbe- triebene Wasserpumpe errichten. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie die Frauen früher sehr früh am Morgen zum Brunnen losliefen, um noch ein paar Liter brauchbares Wasser aus dem alten Brunnen zu ergattern. Im Laufe des Ta- ges wurde das Wasser immer weniger und am Ende kam nur noch eine mat- schige, braune Brühe. Es macht mich glücklich, nun auf den Fotos die strah- lenden Gesichter der Männer, Frauen und Kinder zu sehen, die sich am neuen Brunnen täglich mit frischem Wasser versorgen können. Auch die Kinder sind begeistert, dass sie nun vor der Schule nicht mehr den langen Weg zum Brun- nen laufen müssen und dafür pünktlich in die Schule kommen. Kleine Geschichten, aber was in unserer westlichen Kultur oft eine Selbstverständlichkeit ist, ist in ei- nem Land wie Burkina Faso ein Rie- senschritt und für die Frauen eine neue Welt, die sich ihnen damit er- schließt. Wie alles begann und weitere Hinter- gründe finden Sie hier: www.nehemia-team.org/de/burkina- faso/fantasgeschichte

44 DIE FREUDE KEHRT ZURÜCK EIN PERSÖNLICHER BERICHT VON OLEG NOVOTORZHIN Teil der nehemia Familie Wir sind begeistert, ein Teil der großen internationalen „nehemia Familie“ zu sein. In Kooperation mit dem nehemia team Deutschland konnten wir viel Gutes bewirken und es sind eine Reihe erfolgreicher Projekte durch diese Zu- sammenarbeit entstanden. Zunächst unterstützten wir eine Großfamilie, die zehn, zum Teil HIV-positive Kinder aus dem Waisenhaus aufgenommen hatte. Gemeinsam haben wir ihnen geholfen, ein Haus zu kaufen und es für sie wohn- lich zu machen. Weiterhin waren es die „Schulen des Herzens“, die viele in unse- ren Kirchengemeinden inspirierten und ihnen Mut machten, ihre Gaben für Men- schen in Not einzusetzen. Hier sorgten vor allem Giancarlo und Catherine Elia (GB) und Hans Heidelberger mit ihrem leidenschaftlichen Einsatz, dass diese Schulungen für viele der Teilnehmer eine inspirierende und verändernde Zeit wurden. Wendepunkt Prägend für unser Engagement und ein Wendepunkt in unserem Leben war das erste internationale Treffen des nehemia Netzwerks 2008 in Thailand. Meine Frau Lena und ich erlebten dort wie Pas- tor Sayan Kusavadee mit seiner Familie jungen Mädchen hilft, einen Ausweg aus der Armut und der Gefahr der Zwangs- prostitution zu finden. Als wir einige der Leidensgeschichten dieser Mädchen hörten, hat uns das sehr bewegt. Uns wurde bewusst, dass wir auch zu Hau- se in Prokopjewsk viele verwaiste und verlassene Kinder haben. Kurz darauf las ich in Psalm 68 „Ein Anwalt der Witwen und ein Vater der Waisen ist Gott … den Einsamen gibt er ein Zuhause“. Diese Erfahrung hat uns nachhaltig verändert und geprägt und uns dazu motiviert, das Engagement für die Notleidenden auszuweiten und das „Help Center“ auf- zubauen. Unsere „Arche Noah“ in Sibirien Das „Help Center“ - dieses große Ko- operationsprojekt konnte mit Hilfe und Unterstützung von Klaus & Elisabeth Buchner und dem nehemia team aufge- baut werden. In diesem Mehrgeneratio- nenhaus finden hoffnungslose und ver- zweifelte Menschen einen Zufluchtsrt an dem sie wieder ein würdevolles Le- ben in Gemeinschaft führen können. Für die etwa 100 Bewohner ist das Help Center buchstäblich eine Art Arche Noah geworden. Junge und Alte, Männer und Frauen, Menschen mit Behinderung, Ob- dachlose, Suchtkranke, Strafentlassene und Menschen, die in eine schwierige Lebenssituation geraten sind, leben hier zusammen. Heute können wir sagen: Der Einsatz und die Mühe haben sich gelohnt. Freu- de und Hoffnung sind in das Leben vieler Menschen zurückgekehrt. Ihren großen Dank geben wir gerne an alle Unterstüt- zer und Freunde weiter! Oleg Novotorzhin, Prokopjewsk „Die Freude, die wir bereiten, hat die reizvolle Eigenschaft, dass sie, weit da- von entfernt zu verkümmern wie alle Reflexionen, strahlender denn je zu uns zurückkehrt“ (aus „Die Elenden“, Victor Hugo). Mit den Worten des berühmten Schriftstellers würde ich sagen, dass die Freude, die wir den Ausgegrenzten be- reiten, mehr denn je zu uns zurückkehrt. Sie wissen, wie man Danke sagt! König Salomon schrieb im Alten Testa- ment: „Greif ein, wenn das Leben eines Menschen in Gefahr ist; tu, was du kannst, um ihn vor dem Tod zu retten!“ (Sprüche 24,11). Ich glaube, dass diese Worte in erster Linie an die Mitarbeiter des Königs, die Regierung gerichtet wa- ren. Aber natürlich gelten diese Worte heute auch für die christliche Gemein- de. Drogen, Armut, HIV, Alter, Leben am oder unter dem Existenzminimum sind Herausforderungen des 21. Jahrhun- derts. Die Kirche kann und darf die Au- gen vor so viel Schmerz und Leid nicht verschließen. Suchtabhängig in Sibirien Vor 23 Jahren zog ich mit meiner Fa- milie nach Prokopjewsk (Westsibirien), einer Stadt mit über 200.000 Einwoh- nern, um eine neue Kirchengemeinde zu gründen. Innerhalb kurzer Zeit kamen viele suchtabhängige junge Männer und Frauen zu uns und baten um Hilfe. Ihr Zustand berührte unser Herz. Oft haben wir unter Tränen für sie gebetet und in dieser Zeit manches Wunder er- lebt. Später eröffneten wir das Rehabili- tationszentrum „Freedom House“. Nach 20 Jahren haben mehrere tausend Menschen das intensive Programm meist erfolgreich und nachhaltig durchlaufen. Bei vielen war HIV diag- nostiziert worden - eine niederschmet- ternde Diagnose. Die Ärzte im Kran- kenhaus waren jedoch überrascht, als einige dieser Patienten gesund wurden. Ihr Glaube an Gott und das Gebet spiel- ten dabei eine wesentliche Rolle. Es gab einige HIV-positive Paare, die heirateten und völlig gesunde Kinder bekamen. Man kann sich kaum vorstellen, wieviel Dankbarkeit und Freude in das Leben dieser zuvor hoffnungslosen Menschen kam. Viele von ihnen konnten wieder in ein Berufs- und Geschäftsleben zurück- kehren, absolvierten eine Ausbildung und gründeten Familien.

46 BUMERANG DES GUTEN Auf einer idyllischen Farm inmitten der sibirischen Taiga in der Nähe von Kras- nojarsk finden Kinder mit Behinderun- gen unterschiedlichste Hilfsangebote. Sie gehört zu „Boomerang of Good- ness“, einer Organisation, die von Mit- arbeitern des russischen nehemia teams gegründet wurde. Bisher standen dort auch ausgebildete Therapiepferde zur Verfügung. Als Folge der Corona-Pan- demie und fehlender Finanzen mussten diese leider verkauft werden. Die Hippo- therapie soll aber baldmöglichst in Zusammenarbeit mit einem anderen Gestüt wieder aufgenommen wer- den. Etwa 60 Kinder (überwiegend mit Zerebralparese) profitierten von dieser Therapie. Bei der Hippotherapie lösen die Bewegungen des Pferdes Schwin- gungen aus, die sich über den Pferderü- cken auf die Muskulatur des Menschen übertragen. Der Bewegungsapparat des Reiters wird in Gang gesetzt und körper- liche Prozesse stabilisiert. Dadurch wird im Körper des Reiters eine neue Harmo- nie gefördert: schlaffe Muskeln werden angeregt während verkrampfte Muskeln nachgeben. So werden Haltung, Muskel- tonus, Koordination zwischen Rumpf, Becken und Beinen verbessert und zu- gleich die Balance geschult - für Kinder mit Zerebralparese ein wesentliches Therapieziel. Ein Faktor, der bei Menschen mit be- sonderem Förderbedarf leicht über- sehen wird, sind die sozialen Auswir- kungen auf die Familie. In Russland werden Familien vom Staat oft nicht ausreichend unterstützt und sind somit auf sich allein gestellt. Dies führt dazu, dass Familien überlastet sind, Kinder den ganzen Tag zuhause verbringen und im stressigen Alltag keine Zeit bleibt für Ge- meinschaft mit anderen. Auf der Ranch werden daher nicht nur Kinder mit Han- dicap gefördert, sondern die ganze Fa- milie: die Eltern haben die Möglichkeit, andere Familien kennenzulernen und sich auszutauschen. Die Ranch bietet Familien die Möglichkeit einmal abzu- schalten, tief durchzuatmen und sich zu sammeln. Denn auch das gehört dazu, wenn man Leben bewegen will: Raum für Pausen zu schaffen, in denen man seine Kräfte neu sammeln kann. KALTES SIBIRIEN LEBEN UNTER DEM EXISTENZMINIMUM - EIN PAAR FAKTEN Auch in Krasnoyarsk, der drittgrößten Stadt Sibiriens, in der sich das nehemia team engagiert, ist die Lebenssituation von Strafentlassenen, Obdachlosen, Suchtabhängigen und Menschen mit Behinderungen nicht viel besser. Eini- ge christliche Gemeinden haben des- halb in den letzten beiden Jahrzehnten Rehazentren für Suchtabhängige, Obdachlosenunterkünfte, Therapie- und inklusive Begegnungsangebo- te für Menschen mit Behinderung, Frauenhäuser usw. aufgebaut. Das nehemia team will hier mithelfen die Not zu lindern und unterstützt einige dieser Projekte durch Mentoring und finanzielle Mittel. Die Region Kemerowo in Westsibirien hat 2,6 Mio. Einwohner. Es gibt circa 15.000 Waisen oder Kinder ohne elter- liche Fürsorge. Circa 8.000 Menschen sind drogensüchtig (dazu kommen viele alkoholabhängige Menschen) und rund 15.000 Personen sitzen im Gefängnis. Das Durchschnittsgehalt liegt bei 200- 300 Euro. Die Grundrente beträgt 8.000-10.000 Rubel (etwa 100 Euro) und gleichzeitig liegt das von der Regie- rung festgelegte Existenzminimum bei 12.000 Rubel. Das ist der Betrag, der zur Sicherung des Lebensunterhaltes und zur Befriedigung der Grundbedürf- nisse benötigt wird. Viele Rentner leben also unter dem Existenzminimum. Das alles zusammen ist die traurige Bilanz dieser Region. Ältere Menschen kämpfen unter ande- rem auch ums Überleben, weil ihre Kin- der sich nicht so, wie es früher üblich war, um ihre bedürftigen Eltern küm- mern. Die Stadt Prokopjewsk schafft es wirtschaftlich kaum, Einrichtungen für ihre Mitbürger in Not zu errichten. So ist das „Help Center“ (s. Bericht von Oleg Novotorzhin) ein Zufluchtsort und oft die einzige Chance für Menschen in der Region, die sonst regelrecht verhungern oder im Winter auf der Straße erfrieren würden.

48 HAUS DES LICHTS KINDER MIT BEHINDERUNG PROFESSIONELL FÖRDERN die Welt entdeckt. Dass er Fragen stellt über Gott und die Welt und sein Umfeld wahrnimmt und darauf reagiert. Doch Denis tat sich von Anfang an schwer damit. Er konnte sich bestimmte alters- gerechte Fertigkeiten nicht aneignen und deshalb war es schwierig ihn in eine Gemeinschaft zu integrieren. Denis wur- de in ein umfangreiches therapeutisches Programm aufgenommen. Er konnte An- gebote in Psychopädagogik, Logopä- die, Psychologie, Kinetotherapie sowie der Arbeit in einer Kindergruppe wahr- nehmen. Um seine soziale Kompetenz weiter zu trainieren, bekam er die Mög- lichkeit, an Festen wie zum Beispiel Ge- burtstagen teilzunehmen und mitzufei- ern. Dabei wurde speziell für autistische Kinder und Kinder mit Aufmerksamkeits- defiziten konzipiertes Lernmaterial mit Erfolg eingesetzt und Denis hatte sicht- lich Freude daran. Es ist begeisternd zu sehen, wie Denis sich schrittweise ent- wickelt hat. Er kann nun seine Wünsche und Bedürfnisse sowie einige Gefühle verbal ausdrücken. Er äußert sich mit kurzen Kommentaren und sagt kleine Gedichte auf. Auch wenn an der Kom- munikation noch gearbeitet werden muss, ist es für die Eltern ein großer Lichtblick, dass er „Mama“ und „Papa“ sagen kann. Denis erkennt sein Gesicht auf Fotos sowie die Gesichter seiner Freunde. Inzwischen kann er mit Regeln viel besser umgehen. Er nimmt andere Menschen bewusst wahr und empfindet Empathie. Ein sehr wichtiger Bestand- teil der Entwicklungsförderung war die Einbeziehung der Eltern. Sie werden in diesem Prozess durch psychologische Beratung unterstützt und begleitet. Jedes Kind hat seinen eigenen Ent- wicklungsrhythmus und strebt nach der Entfaltung seiner Persönlichkeit und Potenziale. Daher ist es wichtig, die Kinder in ihren unterschiedlichen Le- benswelten mit ihren individuellen Ent- wicklungsgeschichten, ihren Handicaps und Lebensbiografien zu begleiten und zu unterstützen. Hierbei bringen die Mit- arbeiter viel Liebe und Geduld, fachliche Kompetenz und emotionale Nähe ein, um Kinder wie Denis zu fördern und ins Leben zu begleiten. Durch Patenschaften können Sie diese wertvolle Arbeit gerne unter- stützen. Eva Jiga, Psychotherapeutin mit Spezialisierung auf Autismus Vasilica Moldovan, klinische Psychologin Manchem sind die schrecklichen Bil- der von verwahrlosten Kindern in ru- mänischen Waisenhäusern noch im Kopf, die zu Beginn der 90er Jahre um die Welt gingen. Inzwischen gibt es erfreulicherweise viele Initiativen, die die Lebensqualität von Kindern, auch mit Behinderungen, nachhaltig verbes- sern konnten. Das nehemia team unter- stützt in Sighisoara solche Kinder in der Tagesstätte „Haus des Lichts“, einem Ar- beitsbereich der rumänischen Stiftung „Pentru Familia Creştină“ und „Viata are sens“. Das Sozialzentrum Die Einrichtung ist 2008 als Zentrum für Kinder, Jugendliche und junge Erwach- sene mit geistigen und körperlichen Behinderungen entstanden. Kinder, bei denen noch eine Entwicklung und Aus- bildung möglich ist, finden in der Tages- stätte kompetente Begleitung und wer- den ihren Begabungen entsprechend mit hoher Professionalität gefördert. 14 rumänische Mitarbeiter kümmern sich um die unterschiedlichen Therapien, die Verwaltung und Leitung. Inzwischen sind es mehr als 40 Kinder und Jugend- liche, die in der Tagesstätte regelmäßig betreut werden. Weitere Kinder werden zur Fachevaluierung und zur schrittwei- sen Eingewöhnung in die Therapie und Programme hineingenommen. Dabei arbeitet die Stiftung eng mit den staat- lichen Behörden zusammen. Fachärzte empfehlen den Eltern die kostenlosen Dienstleistungen des „Haus des Lichts“, weil die betreuten Kinder durchweg eine positive Entwicklung aufzeigen. Dies ver- anschaulicht der folgende Einblick in das Leben eines dreijährigen Jungen – wir nennen ihn hier Denis (richtiger Name ist der Redaktion bekannt). Der kleine Denis Die Eltern von Denis waren verzweifelt, als sie nach 18 Monaten feststellten, dass Denis „anders“ ist als andere Kin- der. Sie kamen in der Hoffnung, dass er hier seine Entwicklungsrückstände aufholen könnte. Sie wünschten sich für ihren kleinen Sohn, dass er auch kommunizieren und zum Beispiel seine Eltern mit „Mama“ und „Papa“ anspre- chen lernt. Dass er beim Hinfallen wei- nen und die Hilfe und den Schutz seiner Eltern suchen würde. Dass er mit an- deren Kindern spielt und voller Neugier

50 PATENSCHAFT ÜBERNEHMEN …und Kindern und Jugendlichen ein tragfähiges Fundament, eine gute Schulbildung und neue Lebenschancen ermöglichen. Mit monatlich 40 Euro (das sind nur 1,32 Euro pro Tag) für unsere Kinder- und Jugendprojekte in Indien, Kenia, Rumänien und Thai- land kann schon Vieles ermöglicht werden. Mit der Übernahme einer Kinderpatenschaft geben Sie Ihrem Patenkind die Chance auf Gesundheit, Bildung und eine bessere Zukunft. Geben Sie Ihrer Hilfe ein Gesicht! Werden Sie JETZT Pat:in – wir informieren Sie gerne! WIR UNTERSTÜTZEN DAS NEHEMIA TEAM: Ausbildung zum COACH 2022 in Nürnberg Start: 04.-07.04.2022 | 12 Blöcke, 34 Ausbildungstage Zertifiziert durch die EASC, Berlin | Ausbildungsleiter: Mathias Hühnerbein Infos: www.proceo.de | kontakt@proceo.de | Tel. 0160 - 552 25 25

ICH BIN DABEI! SO KÖNNEN SIE TEIL DER NEHEMIA ARBEIT WERDEN • Mitarbeit vor allem bei Projekten in Deutschland, administrativen Aufgaben und Projekten im Kreativbereich sowie von Auslandsprojekten • Patenschaft übernehmen für ein Kind in einem unserer Projekte im Ausland • werden Sie nehemia Botschafter und erzählen sie anderen von unserer Arbeit • Spenden Sie einmalig oder werden Sie regelmäßiger Unterstützer • Humanitäre Hilfe bei Kurzzeiteinsätzen • Pioniere gesucht! Werden Sie Teil des Netzwerks mit Ihren eigenen Projekten oder Projektideen – wir unterstützen Sie bei Planung, Beginn und Ausführung • Laden Sie uns für einen Infoabend zu sich ein • unterstützen Sie uns mit Ihrem Unternehmen in Finanz- oder Projektzusammenarbeit Melden Sie sich einfach bei uns: office@nehemia-team.org SPENDENKONTO Unterstützen Sie unsere Projekte durch eine einmalige oder regelmäßige Spende oder mit einer Patenschaft: nehemia team e.V. Sparkasse Fürth BIC: BYLADEM1SFU IBAN: DE32762500000380072918 Bei zweckgebundenen Spenden bitte das Projekt (z.B. das Land) angeben. Nach Jahres- ende erhalten Sie unaufgefordert eine Spendenquittung (bitte Anschrift mit angeben).